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Rettungsplan für GriechenlandEine Staatspleite und viele Gerüchte

Griechenland benötigt ein weiteres Hilfspaket. So viel ist klar. Der Rest ist strittig: Wie viele Milliarden braucht das Land? Und sollen private Gläubiger am nächsten Rettungsplan beteiligt werden?

Der Absturz Griechenlands wird gemindert, damit der Euro nicht mitgerissen wird. Bild: dpa
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BERLIN dpa/taz | Auch die europäischen Banken sollen sich an der Rettung Griechenlands beteiligen - und zwar mit 30 Milliarden Euro. Darauf hätten sich die 17 Euro-Länder in einer "vorläufigen Vereinbarung" über ein neues Hilfspaket geeinigt. Dies berichtet zumindest die US-Finanzzeitung Wall Street Journal, die sich auf ranghohe Beamte beruft. Aus Brüssel folgte am Sonntag prompt ein Dementi. "Keinesfalls, das ist unbegründet", sagte eine Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn.

Im vergangenen Frühjahr hatte Griechenland Kreditzusagen in Höhe von 110 Milliarden Euro erhalten. Doch es ist inzwischen unstrittig, dass dieses Geld nicht reicht und ein zweites Paket geschnürt werden muss.

Der Spiegel meldete, dass Experten inzwischen damit rechneten, dass Griechenland neue Kredite in Höhe von 100 Milliarden Euro benötigt. Bisher waren 60 Milliarden im Gespräch.

Wie der Spiegel zudem berichtete, soll die deutsche Regierung darauf bestehen, dass beim nächsten Rettungspaket auch die privaten Gläubiger beteiligt werden. Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen (SPD) soll bei einem Treffen mit seinen europäischen Kollegen gewarnt haben, dass sonst eine Zustimmung im Bundestag unsicher sei.

In der Eurozone ist die Beteiligung der privaten Gläubiger sehr umstritten, weil ein Übergreifen der Krise befürchtet wird: Selbst Italien und Belgien könnten sich vielleicht kein Geld mehr auf den Finanzmärkten besorgen, weil die Anleger dann misstrauisch werden und fürchten, dass Griechenland nicht die letzte Staatspleite war.

Um die privaten Gläubiger nicht zu verschrecken, wird daher von vielen Politikern eine "weiche Umschuldung" favorisiert - bei der die Anleger mehr oder minder freiwillig bald auslaufende Anleihen gehen Anleihen mit einer längeren Laufzeit umtauschen. Genau diese Variante wird auch vom Wall Street Journal kolportiert.

"Private Investoren würden einen starken Anreiz bekommen, sich zu beteiligen", schreibt das Blatt. "Falls sie sich weigern, würde das zu einem Zahlungsausfall führen." Sprich: Die Anleger müssten ihre griechischen Anleihen abschreiben und Verluste in ihrer Bilanz ausweisen. Eine "weiche Umschuldung" bedeutet zwar faktisch auch einen Verlust, sieht aber in der Buchführung deutlich besser aus. (UH)

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8 Kommentare

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  • PA
    Peter Adam

    Aah ja, es ist alternativlos und notwendig Griechenland ein neuerliches Rettungspaket um den Hals zu wickeln und untergeh´n zu lassen. Das alles ist eine Riesenschweinerei, und gerade Deutschland sollte sich zurückhalten mit irgendwelchen Privatisierungsforderungen. Auch wenn es viele nicht mehr hören können, was Ihr Deutschen in meiner Heimat während des Krieges veranstaltet habt ist noch lange nicht vergessen. Also haltet die Füsse still und die Münder geschlossen. Griechenland hat im Gegensatz zu den Reparationen nur Peanuts in Anspruch genommen, und als es darum ging, die zerbombte Infrastruktur und Wirtschaft hier zu laufen zu bringen, da waren wir noch " Kanaken" etc.

    Unsere Väter durften die Jobs machen, für die Ihr Euch zu schade gewesen seid. So sieht´s aus. Aber meiner Meinung nach hat im deutschen Volk die Ent-Nazifizierung nicht richtig funktioniert. Wie anders lässt sich erklären das die Holocaust-Industrie des zionistischen Regimes, U-Boote, die dazu noch A-Waffentauglich sind, auf Steuerzahlers Kosten geschenkt bekommt, während hierzulnade sogar über Okkupation griechischen Bodens nachgedacht wird.

    Für mich steht eines jedenfalls fest: Ich werde meine "deutsche" Staatsbürgerschaft zurückgeben und wieder Grieche werden. Die Ignoranz der hiesigen Bevölkerung, das feige herumtrampeln auf andere Staaten, obwohl es hierzulande genug Mist zum Wegräumen gibt, kotzt mich an.

  • RL
    Rosa Lux

    @ "Steuerzahler"

    Woher kommt denn das Geld hier in Deutschland?

    Vielleicht besonders aus der Tatsache, dass Deutschland EXPORTIERT (und zwar koste es, was es wolle die heimischen Erzeuger in anderen Ländern)? Auch zum Beispiel nach Griechenland? Europa ist ein "Boot" - sonst können alle Staaten gleich wieder Zölle für ausländische Erzeugnisse einführen (und die Aldi/Lidl's etc. aus ihren Ländern rauswerfen) - und dann können "wir" uns hier mit dem ganzen Kram innerdeutsch bewerfen - nur verkaufen können wir es an niemanden mehr - und - ups - wo ist dann ein Rettungsschirm für uns?

    Möglicherweise kranken die nationalen Wirtschaften an einer wild-losgelassenen Finanzbranche (u.a. die besonders aggressive Deutsche Bank)und dem dahinterliegenden System?

     

    Euch Kommentatoren möchte ich erleben, wenn die, die in Deutschland abgesahnt haben, abziehen und uns mit den Schulden hier sitzen lassen. Wissen wir, wie wir unsere Regierung steuern können? Haben wir mit den Wahlen Einfluss darauf, dass die Lobbyarbeit, die uns in Krisen stürzt nicht umgesetzt wird?

    Die Lebenshaltungskosten in Griechenland sind schon länger immens und die Gehälter - gerade der Jüngeren - unterirdisch. Sparen? Dort werden seit längerem teilweise noch nicht einmal die mageren Gehälter ausgezahlt!

    Griechenland soll privatisieren? Aha. Das wirds sicher richten. Z.B. der private Stromsektor funktioniert ja so vortrefflich hier in Deutschland! Ergebnis ist das Preisdiktat der 4er Bande, für die sich das großartig rechnet - wie sich überhaupt der ganze "Private Public Partnership" Unsinn vor allem für den "Private Partner" rechnet - zu Lasten der Bevölkerung u n d der Steuerzahler. Rettung? Die normalen Menschen werden bei diesen Rettungsaktionen das Nachsehen haben - wie seit langem. Die reichen 10% wird das nicht betreffen – dort nicht – hier nicht – nirgends. Und wir anderen gucken weiter hilflos zu – und beschuldigen uns jetzt auch noch gegenseitig…

  • G
    grafinger

    Der "Euro" wird bei einem Ausschluss Griechenlands ebenso wenig untergehen die der US-Dollar durch das Beenden des Systems von Bretton-Woods 1973. Eigentlich ist das auch kein Thema, da letzen Endes nur von Interesse ist, wie viel "neues Geld" der griechische Staat in Umlauf bringt und so eine Inflation im Euroraum fördert.

    Natürlich ist, trotz der "Bild-Tiraden", das griechische Volk das Opfer.

    Aber sie hätten eben nicht Jahrzehnte lang ihre Ministerpräsidenten aus einer korrupten Familiendynastie wählen sollen.

    Es sollte nicht "Wir zahlen nicht für Eure Krise" sonden "Wir zahlen jetzt für unsere Ignoranz" heissen.

  • KS
    Kein Strassenbau mehr

    Es könnten Abermilliarden gespart werden, wenn man nicht der dekadenten Faulheit und ihrer produzierenden Industrie die Strassen pflastern würde: Autoverkehr ist eh Klimaterror und gehört schon seit Jahren verboten.

  • KF
    Ketzerische Frage

    Sie schreiben:

     

    "In der Eurozone ist die Beteiligung der privaten Gläubiger sehr umstritten, weil ein Übergreifen der Krise befürchtet wird: Selbst Italien und Belgien könnten sich vielleicht kein Geld mehr auf den Finanzmärkten besorgen, weil die Anleger dann misstrauisch werden und fürchten, dass Griechenland nicht die letzte Staatspleite war."

     

    Meine Frage: Vielleicht wäre das ja gar nicht schlecht? Ich jedenfalls wäre heilfroh, wenn unsere Bundesregierung keinerlei Kredite mehr bekäme und endlich solide wirtschaften müsste (anstatt mehrere hundert Milliarden Euro neue Schulden durch schwach konstruierte Rettungspakete und andere Unfähigkeiten an die nächste Generation weiterzugeben)...

  • S
    Steuerzahler

    Die BürgerInnen Europas müssen endlich auf die Straße gehen und gegen ihre Regierungen demonstrieren! Uns hat niemand gefragt ob unser Steuergeld für Griechenland verschwendet werden darf. Was man mit den Milliarden alles in Deutschland machen könnte, Straßen sanieren, AutofahrerInnen entlasten, Hartz4 erhöhen. Unbegreiflich das sich die Regierungen so vehement gegen ihr Volk wenden...

     

    WIR ZAHLEN NICHT FÜR EURE KRISE!!!

  • D
    dielendieb

    Der IWF nötigt Griechenland Zwangsprivatisierungen auf und jetzt kommt man darauf, die Privatwirtschaft mit in die Verantwortung zu nehmen? Was für

    'ne Wurst ist das denn bitte? Außerdem ist sie doch schon zum Gros beteiligt, denn was ist denn die EU bitte anderes als gerade mal die Bauchrednerpuppe der Privatwirtschaft?

  • R
    rheinelbe

    Erst mal 220,5 Fantastillionen Golddukaten und nacher noch 2345 Fantastilliarden Duplonen nur für Griechenland und dann noch eine Muh, Mäh und Täterätätä und Schiffe voller Rettungsschirme für Irrland, Pleitegal, Hungarn, Ihtalien und dann läuft der europäische Gedanke sowieso ...

     

    Ach, jetzt hab ich mich irgendzwie verheddert.

    Kann das ein?

    Kann das echt sein?

    ...