Rettung des Autobauers gescheitert: Saab im Sarg
Der schwedische Autohersteller Saab ist pleite und der US-Konzern General Motors blockiert jede Lösung. Die Devise lautet: Saab soll lieber tot sein als chinesisch.
STOCKHOLM taz | Der schwedische Autobauer Saab ist am Ende. Erst im September hatte das Unternehmen eine Restrukturierung eingeleitet, doch kurz vor Beginn einer Gerichtsverhandlung über die mögliche Fortdauer der Maßnahmen stellte die Unternehmensleitung am Montag einen Konkursantrag.
Nach dem Aktiengesetz hatte sie keine andere Wahl: Seit acht Monaten keine Produktion, kein Geld für Löhne in der Kasse, die meisten Vermögenswerte verpfändet und auch weit und breit kein Retter mehr in Sicht. Am Wochenende war der Einstieg zweier chinesischer Unternehmen endgültig geplatzt.
Letztendlich wurde der ehemalige Eigentümer GM der letzte Sargnagel für die schwedische Traditionsmarke. Der US-Konzern hatte am Freitag unzweideutig klargemacht, dass er einen Einfluss chinesischer Autobauer - auch indirekt über chinesische Banken - nicht dulden werde.
Schon 2009 hatte GM Saab in die Insolvenz geschickt, statt das Unternehmen an den damaligen chinesischen Interessenten BAIC zu verkaufen. Mit dem kleinen niederländischen Sportwagenhersteller "Spyker-Cars" fand sich in letzter Minute ein anderer Käufer. Doch GM - "Gangster Motors" statt "General Motors" hieß es auf Protesttransparenten vor der Saab-Fabrik in Trollhättan - hatte bei dem Verkauf die Kontrolle über die Lizenzen vieler Technologien.
Nun will GM vermeiden, dass es technisches Know-how an einen chinesischen Autobauer verliert, auch wenn damit Lizenzgebühren wegfallen. Außerdem pflegt GM - ebenso wie Volkswagen - seit Jahren eine enge Zusammenarbeit mit dem staatlichen chinesischen Autokonzern SAIC, die man offenbar nicht belasten wollte.
Der private chinesische Autobauer Youngman zog sich nach dem endgültigen GM-Nein am Wochenende aus dem beabsichtigten Saab-Deal zurück. Theoretisch könnten zwar andere Investoren einsteigen, die ständige Blockade durch GM dürfte sie allerdings abschrecken. Das Schicksal von Saab scheint nun besiegelt.
"Wir sind bestürzt", sagte Trollhättans Bürgermeister Paul Åkerlund. Am einzigen Saab-Standort beim kleinsten Autobauer der Welt fallen nun 3.500 Arbeitsplätze weg. Zusammen mit der schwedischen Regierung werde man aber in Kürze ein Programm zur Schaffung neuer Arbeitsplätze präsentieren, sagte Åkerlund.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich