: Retter vor dem Arzt?
■ UKE-Strahlenskandal: Ombudsmann ernannt / Anwalt zieht Zwischenbilanz
Das Hamburger Universitätskrankenhaus Eppendorf (UKE), an dem eine große Anzahl von Krebskranken mit überhöhten Strahlendosen behandelt wurde, erhält einen Patienten-Ombudsmann. Wissenschaftssenator Leonhard Hajen ernannte gestern auf Vorschlag des UKE-Direktoriums den Präsidenten am Landgericht Hamburg, Roland Malowka zum vermeintlichen Retter des Patienten vor dem Arzt.
Zu den Aufgaben des Ombudsmanns gehören unter anderen die Beratung von Patienten, die sich geschädigt fühlen, die Überprüfung von Beschwerden sowie Anregungen zur Verbesserung der Beziehungen zwischen Patienten und Pflegepersonal.
Damit Malowka seine Aufgaben erfüllen kann, soll er Einsicht in die Krankenunterlagen erhalten sowie in die Organisations- und Dienstpläne der Klinik Einblick erhalten. Der Ombudsmann, dessen Bestellung die Deputation der Wissenschaftsbehörde einstimmig zustimmte, soll zunächst zwei Jahre arbeiten. Danach sollen die Erfahrungen dieses Modellversuchs ausgewertet werden, um über eine Fortführung entscheiden zu können.
Die Fraktionen von GAL und CDU in der Hamburger Bürgerschaft hatten als Konsequenz des Strahlenskandals an der Uni-Klinik statt dessen – ebenso wie die Patienten-Initiative – von der Wissenschaftsbehörde gefordert, an allen Hamburger Krankenhäusern Patientenbeiräte mit weitreichenderen Kompetenzen zu installieren.
Im Strahlenskandal wurden Krebspatienten, die von 1986 bis 1990 in der UKE-Radiologie unter der Leitung des inzwischen suspendierten Prof. Klaus-Henning Hübner behandelt wurden, zum Teil schwer geschädigt. In 39 Fällen liegen gutachterliche Stellungnahmen vor, die fehlerhafte Bestrahlungen bestätigen. Dies teilte der Hamburger Rechtsanwalt Wilhelm Funke, der die meisten der Geschädigten vertritt, am Mittwoch mit. Das sei eine „erschreckende erste Bilanz“.
In rund 275 Fällen habe man sich mit der Wissenschaftsbehörde auf Sachverständige geeinigt. Mit der Fertigstellung der Gutachten sei bis zum Februar 1995 zu rechnen, so Funke. Ingesamt wurden 30 Millionen Mark für Entschädigungsleistungen zurückgelegt. Bisher wurden Abschlagsszahlungen in Höhe von rund 3,3 Millionen Mark geleistet. smv/lno
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