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Rennen um britische Labour-ParteiführungBruderkampf bei den Milibands

Ab Mittwoch wählen die Anhänger von Labour ihren neuen Chef. Dabei zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Brüdern David und Ed Miliband ab.

Bruder gegen Bruder: Ed und David Miliband. Bild: dpa

Es ist ein Duell, wie es die britischen Medien lieben: Bruder gegen Bruder, New Labour gegen Old Labour, rechts gegen links. Kain gegen Abel? Nein, die Unterschiede zwischen dem 44-jährigen David Miliband und seinem vier Jahre jüngeren Bruder Ed, die beide kandidieren, sind nicht so groß, wie es die Medien gerne hätten. Bis auf kleinere Scharmützel, als sich Ed vorige Woche von New Labour distanzierte, dem Projekt des ehemaligen Premiers Tony Blair, das von David Miliband unterstützt wurde, geht es im Wahlkampf harmonisch zu. "Wir werden nicht die Schlachten der Vergangenheit schlagen", versprach David Miliband.

Die Großeltern der Brüder flohen vor den Nazis aus dem Warschauer Ghetto. Ihr verstorbener Vater Ralph Miliband war ein bekannter marxistischer Theoretiker, ihre Mutter Marion Kozak ist eine linke Intellektuelle. Die Lebensläufe von David und Ed sind nahezu identisch. Die Milibands sind in Londons Reichenviertel Primrose Hill aufgewachsen, sie besuchten dieselben Schulen, beide studierten in Oxford, und bis vor kurzem teilten sie sich mit ihren Partnerinnen sogar ein Haus. David Miliband war Außenminister unter Gordon Brown, sein Bruder Ed war Minister für Energie und Klimawandel.

Wer von beiden neuer Labour-Chef wird, muss die Partei auf einen neuen Kurs bringen und herausfinden, warum die Partei bei den Wahlen im Mai so eingebrochen ist. Unter 13 Jahren Labour-Regierung ist die Schere zwischen Armen und Reichen erheblich größer geworden, selbst die Lebenserwartung zwischen beiden Gruppen klafft weiter auseinander als in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Labour hat während Blairs Regierungszeit fünf Millionen Wähler verloren, doch nur eine Million ist zu den Tories abgewandert. Der Rest wählte gar nicht mehr oder ging zu den Liberalen Demokraten.

Doch die haben im Juni als Koalitionspartner der Tories ein sozial ungerechtes Budget mitgetragen, das sich nicht einmal Margaret Thatcher getraut hätte. "Die linke Mitte ist verwaist und wartet nur darauf, dass die Labour Party ihr angestammtes Terrain zurückerobert", sagt der Labour-Abgeordnete Jon Trickett.

David Miliband kann mindestens 200.000 Pfund für seinen Wahlkampf ausgeben - weit mehr als sein Bruder. Er wird von denselben Geschäftsleuten unterstützt, die schon Blair finanzierten, der größte Teil des Labour-Schattenkabinetts steht hinter ihm. Ed Miliband kann dagegen auf die Gewerkschaften zählen.

Es gibt übrigens noch drei weitere Kandidaten: Andy Burnham, Ed Balls und Diane Abbott - zwei ehemalige Minister und die erste schwarze Frau, die ins Unterhaus gewählt wurde. Doch wer bei dieser Wahl nicht Miliband heißt, hat keine Chance. Dennoch könnten die drei die Wahl wegen des furchtbar komplizierten Labour-Wahlsystems, bei dem die Abgeordneten, die Parteimitglieder sowie die Gewerkschaften und Labour angeschlossenen Organisationen wahlberechtigt sind, entscheidend beeinflussen.

Erreicht kein Kandidat bei der ersten Auszählung die absolute Mehrheit, werden die Stimmen der schwächsten Kandidaten nach der Zweitpräferenz neu verteilt. Da die drei aussichtslosen Kandidaten eher dem linken Flügel angehören, dürften ihre Stimmen an Ed Miliband gehen. So könnte er den Rückstand - er liegt nach letzten Umfragen bei 31 Prozent, sein Bruder bei 36 Prozent - noch aufholen.

Tony Blair könnte bei der Wahl ebenfalls eine Rolle spielen. Seine Memoiren werden am Mittwoch veröffentlicht, am Abend strahlt die BBC ein Interview mit ihm aus. Dabei wird man ihn fragen, welchen Miliband er unterstützt. Privat soll er geäußert haben, dass Ed Miliband eine Katastrophe für die Partei wäre. Das Plazet des unbeliebten Blair könnte sich allerdings zum Nachteil für David Miliband auswirken. Der Gewinner wird am 25. September bekannt gegeben, einen Tag vor dem Labour-Parteitag in Manchester.

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