Renaissance der Röckchen

In der Hockey-Liga Nord gibt es fast jede Woche ein Hamburger Derby – nach ihrem 2:2 gegen den Club an der Alster aber wohl bald ohne die Frauen des THGC

Liv Kauschke war nicht begeistert. Ihre Mutter stand zum ersten Mal für den Club an der Alster auf dem Kunstrasen, um Bundesligapunkte zu sammeln. Doch Liv, dreieinhalb Monate alt, war hungrig und schrie, als in Wellingsbüttel das Hamburger Derby im Damen-Hockey angepfiffen wurde.

Es interessierte die Kleine auch herzlich wenig, als es für das Team der vom Berliner HC nach Hamburg gewechselte Katrin Kauschke am Samstag nachmittag in der Partie gegen den Großflottbeker THGC in den letzten zehn Minuten unerwartet eng wurde. Der Tabellendritte von der Alster war zwar durch einen platzierten Volleyschuss von Victoria Overlack kurz vor dem Halbzeitpfiff gegen den Siebten der Bundesliga Nord aus Flottbek in Führung gegangen.

Doch in den zweiten 30 Minuten dominierten die Flottbeker und erreichten in der 52. Minute durch Uli Patschowsky den verdienten Ausgleich – nur, um im Gegenzug dank Friederike Barth erneut in Rückstand zu geraten. Fünf Minuten vor Schluss schließlich traf Berrit Winkel für den THGC zum 2:2-Endstand.

Trotz des Ausgleichs klagte Kapitänin Tina Czekay nach dem Abpfiff: „Unsere wenigen Fehler wurden direkt bestraft.“ Auch Trainer Michi Behrmann ärgerte sich, dass sein Team jetzt vor den letzten drei Spielen acht Punkte Rückstand auf den fünften Platz hat. Dort wollte der THGC zu Saisonende stehen, um sich für die eingleisige Bundesliga zu qualifizieren, die nächstes Jahr eingeführt wird. „Aus eigener Kraft können wir das nicht mehr schaffen“, bedauerte Behrmann.

Für Alster dagegen stehen die Chancen noch immer gut, mindestens Platz 4 zu halten und in die Play-Offs gegen einen Süd-Verein zu ziehen. So war Trainer Jens George zwar mit der zweiten Halbzeit nicht zufrieden, dafür aber mit dem einbehaltenen Punkt.

Wendigkeit, Ausdauer, ein gutes Auge und Ballgefühl zeichnen eine gute Hockey-Spielerin aus, so Katrin Kauschke. Aus Tradition, nicht der Funktionalität wegen, tragen die Spielerinnen Röckchen statt Hosen. Nur ein Relikt aus viktorianischer Zeit? Die Kleidung sei „total bequem“, entgegnet Alster-Torschützin Victoria Overlack. Nicht nur das: „Seit wir keine Faltenröcke mehr tragen, sehen wir doch super trendy aus, oder?“ Kautschkes Töchterchen Liv gähnte satt und zufrieden. MATHIAS WÖBKING