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Remixer über Gerd Müllers Denglishsong„Er könnte auch Hausmeister sein“

„Ei laff ju“, rief Entwicklungminister Gerd Müller ins Mikro –  in, sagen wir mal, bemerkenswertem Englisch. Nun gibt es seine Rede als Dancehall-Remix.

Euphorisch: Müller beim Global Citizen Earth Day im Kampf gegen Hunger und Umweltverschmutzung, 18. April. Bild: Screenshot Youtube
Jannis Hagmann
Interview von Jannis Hagmann

taz: Herr Imhof, CSU-Entwicklungsminister Gerd Müller ist irgendwie sympathisch, wie er sich da beim „Earth Day“ in Washington vor 200.000 Leute stellt und in grottigem Englisch „ei laff ju“ und „ä wörld wisaut hanga“ ins Mikro ruft, oder?

Michael Imhof: Finde ich auch! Menschlich gesehen ist das total sympathisch. Und amüsant. Da spielt es gar keine Rolle, ob der Mann Politiker ist oder nicht. Er könnte auch Hausmeister sein.

Wie kamen Sie auf die Idee, seine Rede – wenn wir sie so bezeichnen wollen – zu remixen?

Ich hatte das Video von seinem euphorischen Auftritt gesehen und Teile daraus in meiner Radiosendung gespielt. Dann erreichte mich eine Mail von einem Hörer, der sagte, es fehle nur noch ein Dancehall-Beat. Gerd Müller klinge mit seinem Akzent ja wie Shaggy oder Sean Paul.

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Machen Sie sich mit Ihrem Remix lustig über den Minister?

Nein, das ist kein Minister-Bashing. Das ist einfach nur skurril. Da gehört eine Menge Mut dazu, sich mit einem solchen Englisch vor 200.000 Menschen zu stellen. Ich mit meinem Schul-Englisch hätte mich das nicht getraut. Andererseits kann man Mut natürlich nur beweisen, wenn man weiß, was man nicht kann. Wie mutig das wirklich war, weiß Gerd Müller ganz allein.

Michael Imhof

Der 41-Jährige ist Radio- und Fernsehjournalist. Seit 1997 moderiert er die Morgensendung „1Live mit Olli Briesch und dem Imhof“. In seiner Freizeit macht er Musik – „auch ernsthaft“, wie er sagt.

Ist es nicht eine deutsche Unart, den eigenen deutschen Akzent lustig zu finden. Bei Italienern, Spanieren, Arabern oder Chinesen finden wir einen Zungenschlag ganz normal.

Das ist wahr, bei einem Italiener würde ich nie auf die Idee kommen, seinen Akzent zu kritisieren. Ich frage mich aber schon, ob man als Entwicklungsminister nicht verschiedene Sprachen oder zumindest Englisch beherrschen sollte. Ich weiß nicht, wie gut Herr Müller Englisch versteht. Aber ich bin überzeugt, dass man, um ein Volk verstehen zu können, auch seine Sprache sprechen muss.

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2 Kommentare

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  • Sorry, aber das hat überhaupt nichts mit "Mut" zu tun, solche Auftritte sind sein Job.

    Das ist genauso, wie wenn ich einen als Bademeister angestellten Nichtschwimmer dafür lobe, dass er mutigerweise ins Wasser geht. Nein, ein Nichtschwimmer als Bademeister ist nicht mutig, er ist nur inkompetent - da die falsche Person am falschen Platz.

     

    Sein Hauptaufgabenbereich als Minister für Entwicklungshilfe liegt vor allem im Ausland und im Gespräch mit ausländischen Gesprächspartnern, Regierungen und NGOs, also ist hier perfektes Englisch nicht nur angebracht, sondern schlicht eine Grundvorraussetzung. Es geht ja nicht nur um seine bizzarre Aussprache, er hat ganz offensichtlich nicht das geringste Gefühl für die Sprache und muss die paar Sätze auch noch ablesen.

     

    Als hochbezahlter Bundesminister (bezahlt und angestellt von uns Bürgern und Steuerzahlern) soll er in seiner Funktion auch 82 Millionen Bundebürger in aller Welt vertreten - möglichtst würdig vertreten, statt sie als trottelige Deutsche dastehen zu lassen, die von anderen Kulturen und Sprachen nichts verstehen.

     

    Würde Herr Müller etwa für repräsentative Einsätze oder Gesprächsverhandlungen im Ausland von einem internationalen Unternehmen engagiert werden? Sicher nicht, in internationalen Unternehmen würde er nicht einmal einen Job als Burobote bekommen. Aber Frau Merkel und seine CSU meinen, dass ausgerechnet er "der beste Mann" ist, den Deutschland zu bieten hat um diesen wichtigen Posten eines Bundesministers für Entwicklungshilfe zu bekleiden.

     

    Herr Müller ist also der lebende Beweis für das Postengeschacher zwischen Merkel und CSU und dass Ministerämter nicht nach Kompetenz vergeben werden.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @tazzy:

      Ich habe in mehreren internationalen Unternehmen gearbeitet und dabei eine Reihe von Managern getroffen, vor welchen sich der Entwicklungsminister mit seinem Englisch nicht zu verstecken braucht. Und Merkel habe ich auch noch nicht frei Englisch sprechen hören. Ich nehme an, das kann sie auch nicht. Und Westerwelle konnte es auch nicht (https://www.youtube.com/watch?v=lLYGPWQ0VjY). Wenn sie gute Politik machen (und da ist Müller offenbar ein Einäugiger unter lauter Blinden), ist mir deren Englische Sprachkompetenz herzlich egal.