Rekordverdächtiges Sehvermögen: Ur-Garnele mit Riesenaugen
Wer der hungrigen Urzeit-Garnele Anomalocaris vor 515 Millionen Jahren im Meer begegnete, konnte kaum entkommen. Das Tier besaß wohl die schärfsten Augen, die es je gegeben hat.
LONDON/BERLIN dpa | Messerscharfer Blick: Die rund 515 Millionen Jahre alten Augen der Ur-Garnele Anomalocaris sind für Forscher rekordverdächtig. Die zwei bis drei Zentimeter großen, versteinerten Sehorgane bestehen aus mehr als 16.000 Linsen. Damit gehören sie zu den größten und schärfsten Augen, die es je gegeben hat, wie Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Nature" berichten.
Das Fossil aus dem frühen Erdzeitalter Kambrium fand sich in Schieferformationen der südaustralischen Emu-Bucht. Die komplexen Augen ähneln stark den viel kleineren Facettenaugen heutiger Insekten und Krebstiere. Die Sehkraft der Urtieres könnte aber wesentlich besser gewesen sein, vermuten die Wissenschaftler von der Universität von New England im australischen Armidale.
Die Ur-Garnele war rund einen Meter groß und besaß keine Wirbel. Andere Funde belegen, dass sie ausgeprägte Greifwerkzeuge und zahnartige Strukturen im Mundraum hatte. Zusammen mit seinen messerscharfen Riesenaugen war das Tier ein gefürchteter Unterwasser-Räuber. Beutetiere dürfte es in Angst und Schrecken versetzt und so manche unterlegene Art zum Ausstreben gebracht haben.
Die Forscher um John Paterson identifizierten den Fund als linkes und rechtes Auge eines einzigen Individuums. Sie gehen davon aus, dass es sich nur um die Sehorgane von Anomalocaris handeln kann.
Nach Angaben der Wissenschaftler ist der Fund auch ein sicherer Beweis für eine enge Verwandtschaft von Anomalocaris und heutigen Gliederfüßern wie Insekten. Damit wäre auch bewiesen, dass der Ursprung von Facettenaugen älter ist als bisher angenommen.
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