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Rekordgeorgel

■ Endlich im Guinness Buch: 33 Leierkastenleute orgelten 60 Stunden lang

Braunlage – Ein Hauch von Kirmes und Variete, gepaart mit modernster Computertechnik, hat die Kurstadt Braunlage im Kreis Goslaram vergangenen Wochenende in einen Ort der Nostalgie verwandelt. 33 Drehorgelmusikanten mehrerer Orchester aus ganz Deutschland waren im Kurzentrum zu einem Weltrekordversuch angetreten. Es galt, als „größtes Drehorgelorchester“ einen Platz im Guinnessbuch der Rekorde zu erringen.

Initiiert hatte die „Mechanischen Musiktage“ der mit 60 Stunden Dauer-Drehorgelspielen derzeitige Weltrekordhalter Jürgen Sinner aus Braunlage. Nicht verwunderlich also, daß seine mit kleinen Pauken und Triangeln ausgerüstete Drehorgel zu den tonangebenden Instrumenten des Großorchesters zählte. Begonnen hatte der Rekordversuch mit neun Drehorgeln, zu denen jeweils im Minutentakt drei weitere Instrumente hinzukamen und das Potpourri der klassischen und modernen Musikstücke ergänzte. Nach 15 Minuten endete der Rekord erfolgreich in der gemeinsam gespielten Eurovisionshymne.

Das Treffen zeigte aber auch, wie sich hinter den Verkleidungen der nostalgischen, liebevoll bemalten Leierkästen das technische Innenleben verändert hat. Die anscheinend unerschöpflichen Lieder aus der Drehorgeln wurden bislang durch klingende Stahlwalzen erzeugt. Die wurden aber inzwischen von der Computertechnik abgelöst. Heute werde die Klangvielfalt auf Datenchips gespeichert, erklärt der für das Arrangement des Rekordversuchs verantwortliche Christian Möller aus Göttingen. Bis zu 100 Lieder können bei diesem Verfahren auf einer Datenbox gespeichert werden und eine Vielzahl der Drehorgeln sei über ein Steuerpult miteinander zu verbinden. Lediglich die Orgelpfeifen und der Blasebalg der Instrumente werden mechanisch betrieben.

Die nicht selten mehr als 50 000 Mark teuren Orgeln stammen fast ausschießlich aus dem Orgelbaubetrieb Hofbauer in Göttingen, in dem auch Kirchenorgeln gebaut werden. Entgegen dem flauen Absatzmarkt für die großen Orgelanlagen in Kirchen wird auf dem Drehorgelmarkt ein Boom verzeichnet. „Immer mehr Hobbymusiker wenden sich der Drehorgel zu“, sagt Möller. Allein durch die Göttinger würden weltweit mehr als 800 Exemplare betreut. In Deutschland hätten etwa 200 Musiker ihre Vorliebe für das Nostalgie-Instrument entdeckt. dpa

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