Rekordfahrt durch die Arktis: Eisbrecher sind nicht mehr nötig
Die Nordostpassage kann wegen des Klimawandels immer schneller durchquert werden. Umweltorganisationen sind in Sorge.
Die im norwegischen Hammerfest an Bord genommene Ladung von 170.000 Kubikmeter Flüssiggas konnte das für die russische Reederei Sovcomflot fahrende Tankschiff damit bereits nach 19 Tagen am Bestimmungsort, dem südkoreanischen Boryeong, löschen. Die bislang für solche Transporte übliche Route durch den Suezkanal dauert durchschnittlich 30 Tage. Beim französischen Ölkonzern Total, für den das Schiff fuhr, rechnet man damit, die Transitdauer auf 15 Tage verkürzen zu können, sobald diese Transporte Routine werden.
Die „Christophe de Margerie“, deren Motoren teilweise mit dem Gas der eigenen Ladung betrieben werden, war im Juni im Beisein des russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin in St. Petersburg getauft worden. Sie ist das erste von geplant 15 derartigen LNG-Tankschiffen, die bis zu 2,1 Meter dickes Eis brechen können.
Auf dem nördlichen Seeweg, der infolge des Klimawandels und des schmelzenden Arktiseises immer leichter schiffbar wird, verkehrten im vergangenen Jahr 297 Schiffe auf rund 1.700 Fahrten. Dabei gab es aber nur 19 Transitreisen durch die gesamte Passage – beim Suezkanal waren es zum Vergleich 18.000.
Grauschleier auf dem Eis
Nach einem Transportvolumen von 7,5 Millionen Tonnen im vergangenen Jahr rechnet man in Moskau für 2020 mit 40 Millionen Tonnen. Für 2030 peilt man ein Gesamtvolumen von 80 Millionen Tonnen an. Dafür fehlt es aber noch an der erforderlichen Infrastruktur und an für die unberechenbaren arktischen Verhältnisse geeigneten Schiffen.
Umweltorganisationen hätten nichts dagegen, wenn sich die Nordostpassage nur langsam entwickelt. Neben der Unfallgefahr und damit dem Risiko einer Ölpest in diesen sensiblen Gewässern beunruhigt der Ruß der Schiffsabgase. Der legt sich wie ein Grauschleier auf Eis und Schnee und beschleunigt den Schmelzprozess.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles