Reiterspielchen: Willi Lemke auf dem Pony an der Leine
■ Schule an Vegesacker Straße bietet erste Reit-AG an / Senator bleibt sitzen
Ein breites Grinsen ging über das Gesicht des Bremer Bildungssenators Willi Lemke, als er zum ersten Mal im Sattel saß. Der ehemalige Werder-Manager hat es nicht nur mit Bällen, sondern neuerdings auch mit Pferden. Mit dieser Leidenschaft steht er nicht alleine da – auch die SchülerInnen der Schule an der Vegesacker Straße hat es voll erwischt. Deshalb unterstützt der Senator die Initiative zur ers-ten Reit-AG an Bremens Schulen. Die notwendige Finanzspritze für das teure Vergnügen kommt vom örtlichen Tierfutterhersteller: Vitakraft überreichte einen Scheck von 10.000 Mark.
Seit Beginn des neuen Halbjahres dürfen sich 14 Schülerinnen und zwei Jungs der Sonderschule in den Hallen des Reitclubs Walle e.V. austoben. Einmal in der Woche werden sie gemeinsam von den Trainern des Reitclubs unterrichtet. Auch Theorie und Stallpflege gehören zum Programm. Für den Präsidenten des Bremer Reiterverbandes, Rüdiger Hoffmann, ist Reiten eine „psychische Sonnenwiese“. Seit gestern kann das auch Willi Lemke bestätigen. Wie bei blutigen Anfängern üblich, wurde er eine „Ehrenrunde“ an der Longe durch die Reithalle geführt. Augenscheinlich bemüht, die ihm angemessen erscheinende Körperhaltung zu simulieren, erntete er von den SchülerInnen begeisterten Beifall.
Heinrich Lenz, Lehrer und Entwickler des Projekts, verspricht sich von der Reit-AG eine positive Auswirkung auf die seelische und körperliche Konstitution seiner SchülerInnen. Gerade bei SonderschülerInnen seien Fähigkeiten wie Ausdauer, Durchsetzungswillen, körperliche Fitness und Teamgeist häufig nicht voll entfaltet. Durch den komplexen und harmonischen Bewegungsablauf des Reitens und die intensive Kommunikation zwischen Kind und Pferd könnten diese Defizite ausgeglichen werden, sagt der Pädagoge.
Zurück zum Reitanfänger Lemke: Als die SchülerInnen schon wieder selbst durch die Halle tobten, saß er immer noch fest im Sattel seines Ponys; von alleine traute er sich nicht runter. Trotzdem war der Verbandspräsident Rüdiger Hoffmann voll des Lobes für die sportliche Glanzleistung des Senators: „Um ein Haar hätten wir ihm das Reitabzeichen verliehen!“
VvO
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