piwik no script img

Reimar Paul über die Endlager-KommissionFleiß allein reicht nicht

Der Bericht bleibt so vage, dass sich damit letztlich jeder Standort durchsetzen ließe

Wenn es nur um Fleiß ginge, wäre die Endlager-Kommission ein Erfolg: Das Plenum tagte 33 Mal in zwei Jahren. Dazu gab es jede Menge Arbeitsgruppensitzungen, Anhörungen und Workshops. Doch um den Arbeitseifer geht es nicht. Herausgekommen sind lediglich auf mehr als 500 Seiten ausgebreitete Empfehlungen, wie die Suche nach einer Lagerstätte für radioaktiven Müll zu gestalten ist. Dafür gibt es höchstens eine Vier minus.

Der Bericht ist zwar durchaus zu der einen oder anderen richtigen Erkenntnis gekommen. Doch er zeigt keinen Weg zum angestrebten gesellschaftlichen Konsens auf. In entscheidenden Punkten bleibt er so vage, dass sich damit letztlich jeder politisch ausgehandelter Standort durchsetzen ließe.

Ein Fortschritt gegenüber dem atommüllpolitischen Gestümpere der Vergangenheit ist lediglich, dass die Kommission die Öffentlichkeit bei der künftigen Suche stärker als bislang beteiligt sehen will. Welche Befugnisse das vorgeschlagene Begleitgremium und die für alle Bürger offenen Regionalkonferenzen haben sollen, bleibt allerdings offen. Positiv ist auch hervorzuheben, dass Atommüllexport nach dem Willen der Kommission verboten und kein Lagergestein von vornherein ausgeschlossen wird. Doch das wiegt nicht die größte Schwäche auf: Die Kommission beschreibt die konfliktreiche Geschichte der Atommüll­entsorgung detailliert, arbeitet sie aber nicht auf.

Anwohner von Atomanlagen und Umweltschützer wurden früher bei allen Entscheidungen übergangen und oft kriminalisiert. Doch leider fordert die Kommission kein Schuldeingeständnis des Staates. Das wäre ein Signal gewesen, dass die Zukunft anders gestaltet werden soll.

Zu dieser Vergangenheit gehört auch Gorleben. Um das Wendlanddorf als Atomstandort durchzusetzen, wurde jahrzehntelang getrickst, getäuscht und gelogen. Doch Gorleben bleibt im Verfahren – und der Suchprozess deshalb vergiftet.

Der Tag

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen