Regio-TV NRW: Von Medienriesenund Gartenzwergen
Köln/Dortmund (taz) – Vier kleine Senderlein, die balzten um den Werbebrei. Der Baltz gab sein Träume auf, da waren’s nur noch drei. Die Medienbombe schlug punktgenau im NRW-Landtag beim SPD-Fraktions-Symposium „Entwürfe für eine europäische Medienpolitik“ ein: Zwei der vier Lizenzinhaber für privates, landesweit verbreitetes Regional-TV in NRW haben fusioniert und sich die WAZ-Gruppe ins Boot geholt. Damit gibt es jetzt nur noch drei Bewerber um den im März zu vergebenden Sendeplatz im NRW-Kabel.
NWtv, der Dortmunder Kanal von Sabine-Christiansen-Ehemann Theo Baltz, und tvNRW des Kölner DuMont-Schauberg Verlags (Kölner Statdanzeiger, Kölnische Rundschau, Express) machen gemeinsame Sache. Dabei können sie zusätzlich auf die Kriegskasse von Deutschlands viertgrößtem Medienkonzern (Jahresumsatz über vier Milliarden Mark) verlassen. Die WAZ-Gruppe hält außerdem Anteile an den meisten privaten Lokalradios an Rhein und Ruhr sowie am Mantelprogramm Radio NRW.
Dünner wird die Luft dagegen für die zwei anderen TV-Regionalprogramme: NRW-TV profitiert vom Know-how und den Senderbeteiligungen seines Hauptgesellschafters Deutsche Fernsehnachrichtenagentur (u. a. Giga-TV, CNN Deutschland). Außerdem will die Kirch-Gruppe bei NRW-TV einsteigen, falls den Düsseldorfern der Kabelplatz zugesprochen wird.
Schwieriger ist die Situation des Dortmunder Senders nrw 1, der anders als die Konkurrenz ohne Mantelprogramm auskommen will und sich sein Budget von angeblich 280 Millionen Mark durch unrealistische Werbeerlösprognosen schöngerechnet haben soll. Die DFA kalkuliert für NRW-TV dagegen mit 30 Millionen Mark, tv NRW hat ein Budget von ca. 60 Millionen.
Am heutigen Freitag sitzen nach Informationen der taz alle drei Beteiligten noch einmal am Konsenstisch der Landesanstalt für Rundfunk NRW (LfR). „Danach sieht sowieso wieder alles anders aus“, prophezeit ein Beteiligter. MP
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