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Regal oder WarenkorbBrauchen wir noch Buchläden?

Die Nachfrage ist stabil: 400 Millionen Bücher wurden 2009 in Deutschland angeschafft. Menschen kaufen Bücher, immer noch. Die Frage ist nur: wo?

Amazon-Logistikzentrum in Leipzig: Das Online-Handelshaus wächst. Bild: dpa

Es gibt die Amazon-Junkies, für die jeder Tag wie Weihnachten ist, wenn der Postbote klingelt und wieder fünf Pakete bringt. Der Amazon-Junkie zahlt mit einem Klick und das Buch ist auf dem Weg zur Haustür, ohne Versandkosten. Ladenöffnungszeiten sind für den Amazon-Junkie ein Fremdwort. Bei Amazon gibt es gebrauchte Bücher für einen Bruchteil des Ladenpreises, vielstimmige Rezensionen von anderen Lesern ersetzen die einseitige Empfehlung des Buchhändlers.

Was würde dem Amazon-Junkie also fehlen, in einer Welt ohne Buchläden? Das kostenlose Lesezeichen, das der Buchhändler ins Buch legt?

Es gibt auch die Stammkunden, die seit 30 Jahren einem Buchladen die Treue halten. Der Stammkunde freut sich, dass er im Urlaub das gleiche Buch liest wie sein Buchhändler. Der Stammkunde kann nichts anfangen mit: „Kunden, die diesen Artikel kauften, kauften auch... “ Er vertraut seinem Buchhändler, folgt ihm auch auf Empfehlungen, die abseitig erscheinen und die kein Computer vorgeschlagen hätte. Amazon? Beim Buchladen an der Ecke kommen die Bücher doch auch am nächsten Tag an.

taz.am wochenende

Auch noch unentschlossen? Warum der Wahlkampf für Kandidaten und Demoskopen auf der Zielgeraden doch noch richtig spannend wird, lesen Sie in der taz.am wochenende vom 21./22. September 2013. Mit sechs Seiten wahl.taz. Außerdem: Eine Begegnung mit zwei der mächtigsten Bandidos Deutschlands. Und: Brauchen wir noch Buchläden? Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Die meisten Leser liegen wohl irgendwo dazwischen: Sie würden gern häufiger im Buchladen stöbern, aber haben nie Zeit dazu. Und das Geschenk für den Geburtstag bestellt man nachts am Computer, mit mehr oder weniger schlechtem Gewissen: Jeder hat von den schlechten Arbeitsbedingungen bei Amazon gehört. Aber es ist doch so praktisch.

Brauchen wir also noch Buchläden? Dahinter steht die Frage, von wem wir uns empfehlen lassen wollen, was wir lesen. Vom Algorithmus von Amazon oder von der Buchhändlerin an der Ecke?

16,7 Millionen Deutsche kaufen bei Amazon ein, keine andere Website hat so viele deutsche Kunden. Der deutsche Markt ist damit für das amerikanische Unternehmen der zweitgrößte der Welt. Amazon dominiert drei Viertel des deutschen Buchmarktes im Internet, und der Versandhandel mit Büchern im Internet wächst und wächst: Im vergangenen Jahr um 10,4 Prozent, während der Gesamtumsatz des Buchhandels zurückging.

taz.Reporterin Susanne Messmer ist in der taz.am wochenende vom 21./22. September der Frage nachgegangen, was analoge Buchhändler der digitalen Konkurrenz entgegensetzen können. Sie hat nach Buchläden gesucht, die auch in Zukunft überleben könnten und ganz unterschiedliche Antworten gefunden. Im Buchladen „Roter Stern“ finden sich Bestseller, die durch Amazons Raster gefallen sind. „Die Empfehlungen, die Amazon gibt, sind ja gar nicht so dumm“, gibt die Buchhändlerin Jutta Kraußmann trotzdem zu. Aber sie weiß, was Amazon nicht weiß: Dass Kunden, die sich „leichte Literatur“ wünschen, manchmal auch das Gewicht des Buches meinen, das beim Lesen im Bett stört.

Für den Buchladen an der Ecke sieht die Zukunft nicht gerade aus wie leichte Lektüre, wie eine Liebesromanze mit Happy End. Etwa 2.000 Buchläden haben in den vergangenen Jahren geschlossen. Marktbereinigung nennt man so etwas dann.

Und doch entstehen weiterhin neue Buchhandlungen, wie Ocelot in Berlin etwa, die Messmer auch besucht hat, und deren Gründer sich über wachsende Umsätze freut. Etwas scheint manch kleine Buchhandlung also richtig zu machen, was Thalia und Hugendubel nicht gelingt. Die großen Ketten, die in den vergangenen zwanzig Jahren in die deutschen Fußgängerzonen expandierten, leiden am stärksten unter Amazon. Sie verändern sich deshalb vom Buchladen zum Geschenkehandel, setzen auf die sogenannten Nonbooks und verkaufen Schokolade, Seifen, Frühstücksbrettchen.

Am Buch Schnüffeln

„Am meisten empört mich, dass auch Leute meiner Generation, die in jungen Jahren lauthals gegen den Monopolkapitalismus gekräht haben, ungeniert bei einem der größten Monopolisten weltweit bestellen und dabei überhaupt kein Problem sehen“, schreibt die Büchnerpreisträgerin Sybylle Lewitscharoff in der sonntaz und ruft zum Kulturkampf gegen Amazon auf. Sie wolle an Büchern „schnüffeln“, bevor sie sich zum Kauf entscheidet. Auch drei andere Autorinnen erzählen in der sonntaz von ihren Kaufgewohnheiten.

Nicht nur für nostalgische Schriftstellerinnen sind Buchläden ein Ort der Begegnung. Aber reicht das als Grund, sie vorm Aussterben zu schützen und wie Programmkinos staatlich zu subventionieren?

Wie kaufen Sie ihre Bücher, online oder im Geschäft? Sind Sie Amazon-Junkie, Skandale um Leiharbeit hin oder her? Oder sind Sie Stammkunde bei einer Buchhandlung? Wird es Buchhandlungen im Jahr 2030 überhaupt noch geben?

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33 Kommentare

 / 
  • U
    Udo

    Sehr schade, ich habe selten in der TAZ einen derart schlecht recherchierten Artikel gelesen.

     

    Der kleine Buchladen um die Ecke, wurde schon lange durch die Filialisten bedroht, bevor es Amazon überhaupt gab. Jetzt alles auf den Online-Buchhandel zu schieben ist billig und dumm.

     

    Genauso verhält es sich beim Rumhacken auf die Arbeitsverhältnisse bei Amazon. Ich habe selbst für einen Grossisten gearbeitet und die Bezahlung war dort wesentlich schlechter, der Umgang mit Mitarbeitern im Lager auch nicht gerade mustergültig.

     

    Ich bin überzeugt davon, dass der gute(!) Buchhändler um die Ecke (den es hier um die Ecke gar nicht gibt - das ist wohl eher in Berlin der Fall) auch weiter existieren wird, wenn er/sie sich was einfallen lässt. Ich finde da kann man noch sehr viel machen um Kunden in den Laden zu bringen.

     

    Der Artikel ist jedenfalls Zeitverschwendung.

  • RK
    Rob Kenius

    Zum Thema E-books: Da ist der ungerechtfertigte Vorteil von Amazon noch größer, weil Luxemburg den Mehrwertsteuersatz für E-books auf 1% oder 3% (mal nachschauen!) gesetzt hat. Eine lex Amazon. So beutet dieser Kleinstaat L (Gründungsmitglied der EG) die anderen aus. Und kein Euro-Politiker sagt oder tut was dagegen.

    Rob Kenius

    kritlit.de

  • RK
    Rob Kenius

    Der Staat (Merkel & Co.) dürfte nicht zulassen, dass Amazon durch Firmensitz Luxemburg einen Wettbewerbs-Vorteil gegenüber allen Buchhandlungen in Deutschland und Österreich hat. Auch der kostenfreie Versand ist eine Preissubvention und verstößt gegen die Preisbindung im Buchhandel, jedenfalls könnten geschickte Juristen es so auslegen. Hier findet Umverteilung statt, die immer noch nicht gestoppt wird. Umverteilung vom Euro-Mittelstand auf US-Konzern-Eigner.

    Rob Kernius

    kritlit.de

  • J
    JoachimGraf

    Der Kampf der Online-Branche gegen die Buchhandelsbranche mit lokalen Methoden wird hier analysiert: http://www.ibusiness.de/aktuell/db/796474veg.html?showkey=0bb1d315568bbb2786b117f8f8e7a968

  • M
    Marketingtante

    Das obe mehrfach zitierte ZVAB (=zentrales Verzeichnis lieferbarer Bücher) wurde übrigens kürzlich von amazon aufgekauft und stellt so gesehen keine Alternative mehr da!

  • L
    lowandorder

    Wer mal in Marburg den alten Roppel erlebt hat, kann über solch eine Fragestellung nur den Kopf schütteln:

     

    manschmal wagte frauman sich nicht rein, weil unter drei Stunden kam man nicht wieder raus.

    Gedächtnis wie ein Elefant, er wußte besser, welche Bücher man "schon gehabt" hatte!

     

    Und online? kein Problem: les ich was inne taz übern Buch mit Interesse: in die mail gekloppt und ab zum anderen buchladen;ein um anderen Tach da(ende des product placements).

     

    ZVAB etc geht klar; der Rest nur als Notnagel;

    " nur die allerdümmsten Kälber ....

    Klar, teuer; aber nur, weil ich zu viel kaufe#);-))

  • Ich mag Amazon nicht, aber... keine Buchhandlung in der Nähe und mir ist keine lokale Buchhandlung bekannt, die online arbeitet. Ich nutze amazon eher als Marktplatz, um gebrauchte Bücher zu finden, alte und neue. Da verkaufen viele und amazon bekommt zwar Provision, aber nicht die ganze Spanne. Ich würde ZVAB häufiger nutzen, aber da gibt es Schwierigkeiten mit der Bezahlung - sehr unterschiedliche regeln usw. Sonst kann ich ZVAB empfehlen - gerade für seltene und alte Bücher.

  • BA
    Buchhändlerin aus Leidenschaft

    Mein Gott, fällt JournallstInnen nichts Besseres ein, als immer nur auf den Mitarbeiterinnen der Filialbuchhandlungen herumzuhacken? Ich kann es nicht mehr hören, lesen. Auch Buchhändlerinnen in Filialbuchhandlungen haben StammkundInnen, lesen und verkaufen(!) nicht nur Bestseller, machen sich Gedanken über die Sortimentsgestaltung, haben freie Hand im Einkauf. Und wenn die Läden eben eine Mischkalkulation mit Geschenkartikeln, Presse, Kalendern, Schreibwaren haben.

    What else? Es kann doch nur von Voteil sein, wenn auf diese Art und Weise eine Strategie gesucht wird, Arbeitsplätze(!!) (und Umsatz) zu sichern? Bevor pauschal von Unterbezahlung usw. geschrieben wird, würde ich auch erstmal recherchieren ob das per se so ist. Mein Arbeitgeber zahlt z. B. Urlaubs-, Weihnachtsgeld, Tarifgehalt. Soll man lieber arbeitslos sein, bevor man sich im Filialbuchhandel sein Geld verdient? Es scheint fast so.

    Arme taz, die immer nur solch tendenziöse Artikel über den deutschen Buchhandel zustande bringt. Ich wünsche mir mal neutrale Berichterstattung zu diesem Thema, und einen Autoren, der nicht nur Thalia kennt, sondern weiß, dass es auch noch andere Filialisten im deutschen Buchhandel gibt.

    Danke.

  • O
    ONLEINBESTELLER

    @ GUTENBERG

     

    Ursache und Folge zu begreifen heißt, Monopolisten zu meiden. Wenn selbst große Ketten (kalkulatorisch) gezwungen sind, Abstriche zu machen, ist die Entwicklung schon viel zu weit fortgeschritten. (Wobei ich einer Thalia-Filiale nicht nachweinen würde.)

     

    Die Monopolisten fangen uns doch über die Bequemlichkeit ein, machen mit Dumpingangeboten unter Ausbeutung ihrer Mitarbeiter die kleinen Buchhändler kaputt. Und wenn dann die gesamte Konkurrenz am Boden liegt, diktieren sie dann schamlos die Preise (siehe Benzinpreise).

     

    Ich nehme kleinere Unbequemlichkeiten gerne in Kauf, vor allem weil es bei der Bücherbestellung keinen Unterschied macht: ich bestelle meine Bücher oft online über meinen Buchhändler, der sie mir sogar kostenfrei zuschicken würde. Dafür weiß ich, dass ich meinen Buchhändler vor Ort mit jedem Kauf unterstütze.

  • BL
    Buy local

    Ich kaufe aus zwei Gründen überhaupt nicht mehr bei Amazon: Die enthaltenen erhobenen Steuern werden in einem undurchsichtigen Firmengeflecht nahezu Null minimiert (Gestaltungsspielraum) und Gewinnteile fließen weg zum Eigner/Aktionären. Ein lokaler Buchhändler führt nicht nur aufrichtig seine Steuern ab, die zur Verwendung in Deutschland dienen können, sondern wertet auch den jeweiligen Stadtteil auf. Bei uns ist so viel Leerstand, dass ein Buchladen (Stichwort buy local) sogar Immobilienwerte erhöht. Hätten Sie gern in jedem heutigen Buchladen ein Wettlokal oder eine Spielothek? Das sind die einzigen beiden Arten von Geschäften, die sich in jeder Lage und jeder Krise einmieten. Nein danke. Ich nutze allerdings Amazon zum Rezensionen lesen und zeige meinem Buchhändler dann auch auf Amazon.de, welcher Titel genau bestellt werden sollen, wenn es Unklarheiten gibt (ähnlich klingende Bücher, zugehörige Titel zu einem Hauptbuch). Außerdem ermöglicht inzwischen fast jeder Buchhändler die Bestellung per E-Mail und man kann die ISBNs einfach per Copy und Paste einfügen. In meinem Fall ist das viel bequemer als Amazon, da ich zu normalen Postbotenzustellzeiten nicht da bin, immer umständlich bei der Hauptpost meine Pakete abholen müsste und so stattdessen auf dem Heimweg Alles beim Buchhändler abhole, bei dem ich sowieso vorbeikomme. Es geht also auch bequem - ohne Amazon-Bestellung.

  • G
    Gutenberg

    Von welchen Buchläden soll hier die Rede sein? Kann ja sein, dass in größeren Städten noch welche sind, aber in Provinzstädten, wie Halle gibt es keine vernünftigen mehr. Thalia ist kein Buchladen mehr. Dort können sie außer Mainstream nichts kaufen. Kürzlich stellte unser Thalia den Verkauf von Zeitungen ein!!! Adieu Zeit, Adieu le Monde

    Und dann wundern wir uns, wenn ich ein Buch bei Amazon bestelle. Ich weine Bauchläden keine Träne nach. Selbst Schuld.

  • S
    SchnurzelPu

    Ebooks gehört die Zukunft. Kein Papier mehr, keine Versandverpackung mehr, und wenn man nicht gerade so ein Teil von Amazon hat, kann man die Ebooks bei jedem Händler kaufen und auf mehreren Endgeräten gleichzeitig installieren. Nur der Preis ist noch zu hoch, denn die Herstellung und der Vertrieb kosten nicht nur weniger Ressourcen als Papierbücher sondern auch weniger Geld - wiederverkaufen geht auch noch nicht, aber da gibt es bestimmt auch bald Urteile dazu.

  • O
    Onlinebesteller

    ONLINEBESTELLER

     

    Den Comfort einer nächtlichen Onlinebestellung nutze ich sehr häufig. Die gedankenlose Unterstützung eines rücksichtslosen Monopolisten kann ich überhaupt nicht gut heißen.

     

    Es gibt im deutschen Buchhandel Möglichkeiten der Onlinebestellung über meinen persönlichen Buchhändler. Dadurch nutze ich den bequemen Weg und unterstütze meinen Buchhändler, der mir die bestellte Literatur auf Wunsch sogar kostenfrei zustellen würde. Und bekanntlich sind bestellte Bücher am nächsten Tag da.

     

    Wo ist denn jetzt noch der Unterschied?

     

    Wenn man wachen Sachverstand walten lässt und internationale Zusammenhänge begreifen will, gibt es immer auch den besseren Weg. Wenn wir mal keine Buchhändler mehr vor Ort aufsuchen können, ist es zu spät: Jetzt nachdenken und richtig handeln.

  • Als Ex-Buchhändler sehe ich durchaus Möglichkeiten des Über-

    lebens:Spezialbuchhandlungen (Architektur, Philosophie, Literatur usw.) an geeigneten Standorten. Das klassische Vorstadtsortiment kann durch starke Kundenbindung und als Treffpunkt weiterexistieren. Denn letztendlich sind viele Kunden für eine Selektion aus der Vielfalt dankbar und das sollten jedoch nicht nur die Bestseller sein. Denn so langsam

    finden Buchfreunde die Ketten-

    läden (Thalia usw.)äußerst öde!

  • NB
    Nach Bedarf

    Was Amazon betrifft, bin ich ihin und her gerissen. Einerseits möchte ich die Mitarbeiterpolitik nicht und den Einzelhandel dafür umso mehr unterstützen, andererseits erhalte ich dort Dinge, für die ich sonst kilometerweit fahren oder sie in diversen unterschiedlichen Webshops erstehen müsste. Letzteres wiederrum versuche ich zum Schutz meiner Daten zu vermeiden.

    Meine Lösung lautet daher: Was ich in meiner Umgebung besorgen kann, hole ich auch dort, z.B. Bücher. Die Beratung in kleinen guten Buchläden ist unschlagbar. Sehr zu empfehlen: der kleine Georg-Büchner-Buchladen, Lautschlägerstr./Darmstadt. Vorabinfos hole ich mir aber auf jeden Fall im Netz, z.B. über Rezensionen bei Amazon.

    Was ich nicht in der Nähe bekomme, bestelle ich.

  • L
    Landei

    Wenn man nur Städte ab 20000 Einwohnern zählt und

    die ganzen zugerechneten Käffer rausrechnet, leben

    wahrscheinlich nur etwa 50% der Menschen hierzulande

    in Städten und nicht, wie aus unerfindlichen

    Gründen gerne behauptet, 80-89%.

    Nicht alle haben eine Buchhandlung "um die Ecke".

    Und nicht alle haben Lust, sich in die nächste Innenstadt

    zu begeben, einen kostenpflichtigen Parkplatz in einem

    Parkhaus zu suchen und sich in überfüllte Läden zu quälen,

    womöglich 2x für eine einzige Akquisition,

    wenn das Gewünschte erst bestellt werden muss.

    Es ist vielleicht für einige Elemente im sozialistischen

    Einheits-Kollektiv schwer nachzuvollziehen, aber es

    gibt Menschen, die ihre spärliche Freizeit nicht

    gerne inmitten von Menschenmassen verbringen,

    zu Zeiten wenn alle anderen Menschen mit Geld

    - abgesehen von Rentnern und Pensionären -

    ebenfalls Zeit für sowas haben.

    Denn Läden rechnen sich vor allem dann,

    wenn sie zu solchen Zeiten voll sind.

    Möglicherweise werden die Läden, die schlecht laufen,

    von Landeiern auch bereits als überfüllt empfunden.

    Die fehlenden Kunden wollten eigentlich gar

    keine Kunden sein, sie waren nur mangels

    Alternativen dazu gezwungen.

    Und die Debatte um Amazon wurde vor allem durch eine

    Reportage einiger zwangsfinanzierter Schlaraffenländer

    angeheizt, die mir wie eine Safari in freier Wildbahn

    erschien. Bemerkenswert erschien den Schlaraffenländern

    beispielsweise, dass die Amazon-Mitarbeiter zur spät

    zur Arbeit kämen wenn sie den Bus verpassten, und

    dass sie für die Fehlzeit nicht bezahlt würden.

    Also wirklich, dann könnte man auch aufhören zu

    essen, weil landwirtschaftliche Hilfskräfte

    für ihre Knochenjobs schlecht bezahlt werden.

    Amazon nutzt nur die Rahmenbedingungen.

    Morgen ist übrigens Wahl.

  • TR
    Thomas Rothschild

    Was Sybylle Lewitscharoff in der sonntaz über Amazon schreibt, ist richtig. Was sie über den Sortimentsbuchhandel sagt, ist Schnee von gestern. Nicht erst der Versandbuchhandel - schon die auf Bestseller konzentrierten Ketten à la Thalia haben die kleinen Buchhandlungen mit den persönlichen Kontakten kaputt gemacht, wie Aldi und Lidl den Tante-Emma-Laden - in Lewitscharoffs Heimatstadt zum Beispiel Niedlich und Buch Julius, wo man auch Bücher aus Kleinverlagen fand, die anderswo nie bestellt wurden oder vergriffen waren. Wer nicht gerade ein aktuelles Buch sucht, wer verschiedene Übersetzungen vergleichen will, wer wie Lewitscharoff an einem Buch "schnüffeln" will, ist längst aufgeschmissen, seit Großhändler und Verlage keine Exemplare zur Ansicht schicken, keine Remittenden zurücknehmen, seit Bücher, die länger als ein Jahr Regale verstellen, verramscht werden. Nicht die Käufer - die Verlage wären für die Erhaltung kleiner, individuell beratender Buchhandlungen verantwortlich. Und eine Bezahlung, die den Beruf des Buchhändlers wieder attraktiv macht. In Wien werden Kaffeehäuser subventioniert, weil sie als Kulturgut gelten. Warum soll, was für diese oder auch für Milchbauern möglich ist, nicht auch für den Sortimentsbuchhandel möglich sein?

  • A
    arribert

    Bei uns vor Ort gehe ich nur noch sehr ungern in die Buchhandlungen. Es gibt eine brauchbare mit Mainstreamauswahl, in der mich die Buchhändlerin bei meiner Frage nach "Feuchtgebiete" angeschaut, als ob ich ihr ein Messer in den Rücken gebohrt hätte und auch verbal ähnlich reagierte. Fachbücher gibt es so gut wie keine. In der anderen Buchhandlung wurde meine Frage nach einer EDV-Abteilung sehr barsch verneint. Deshalb bestelle ich meistens jetzt bei amazon, die interessieren sich nicht für mich. Das ist mir meistens lieber.

  • DV
    David Vincent

    Wer derzeit noch bei Amazon kauft, unterstützt Ausbeuter. Mich wundert es, dass ausgerechnet taz-Leser hier alle "Political Correctness" über Bord werfen. Wenn selbst in diesem Leserkreis der Preis und die Bequemlichkeit das Gewissen schlägt, brauchen wir uns über den Wahlausgang morgen nicht zu wundern.

  • Ich lese sehr viel und habe bis zu meiner Auswanderung meist in Buchläden gestöbert, was mir sehr viel Spaß gemacht hat. Das geht nun leider nicht mehr, darum bin ich froh, daß es Amazon, Booklooker, Bücher.de, Medomops, etc. gibt.

  • N
    Nania

    Ich liebe Buchhandlungen, ich liebe sie wirklich. Früher bin ich an keiner Buchhandlung vorbei gekommen, in die ich nicht zumindest einmal kurz hineingegangen bin.

    Heute mache ich das auch noch. Aber: Ich bestelle auch viel bei Amazon. Warum? Es ist schnell, es ist bequem und ich brauche nicht für jedes Buch eine Information.

    Wenn ich in die Buchhandlung gehe, möchte ich stöbern, vielleicht nach einem Geschenk suchen (obwohl damals wie heute wohl viele Gutscheine verschenkt worden sind) oder einen Bestseller kaufen. Für Nischenprodukte und Fachbücher sind Buchhandlungen - auch die großen - aber heute nicht mehr unbedingt der Ort der Wahl. Warum nicht? Weil viele Bücher einfach nicht da sind. Da nimmt man sich die Zeit, fährt zur Buchhandlung, schaut nach, findet das Buch nicht, bestellt es (vor 15.00 Uhr), bekommt da gesagt, es sei am nächsten Tag da, man fährt wieder hin und erfährt dann dort, dass es doch noch nicht da sei. Am nächsten Tag: Wieder hin. Buch da. Erklärung: Eine Lieferung am Vortag nicht angekommen.

    Fazit: Über Amazon oder vergleichbare Händler hätte ich das Buch vermutlich schon gehabt und wäre nicht extra 30 Minuten nutzloser Weise unterwegs gewesen.

     

    Klar, Amazon kann mich nicht beraten und die Tipps, die mir gegeben werden, sind - mit Ausnahme von Buchreihen, auch eher mäßig. Da ich aber wenn ich bei Amazon einkaufe, eigentlich keine Spontankäufe tätige - wie es in der Buchhandlung der Fall ist - macht es für mich überhaupt keinen Unterschied.

     

    Beratung ist die eine Sache und dafür "zahlen" ich gerne (ob mit Zeit oder mit Geld). Wenn ich aber keine Beratung benötige, ist die Bestellung am heimischen PC via Amazon immer noch am bequemsten.

  • O
    Offlinekäufer

    Ich war lange ein reiner Amazon-Käufer, nicht nur für Bücher, sondern auch CDs, Elektronikartikel usw, weil es einfach ein angenehm einfaches Angebot ist und die Lieferung immer sehr schnell und zuverlässig ist. Das ist alles richtig.

    Jedoch habe ich vor 2 Monaten meinen Account entfernen lassen (kann man nicht selbst, man muss einen Löschantrag stellen...). Die Gründe sind vielschichtig. Hauptsächlicher Knackpunkt waren die Berichte, wie es in den Versandhallen zugeht. Ja man hätte es auch vorher schon erahnen, ja eigentlich wissen müssen, weil das Angebot anders nicht funktionieren kann. Was letztendlich den Ausschlag gegeben hat waren aber die Snowden-Enthüllungen. Daher hab ich auch Google, EBay usw. gekündigt. Will mit all diesen Firmen nichts mehr zu tun haben. Endgültig! Im Laden bin ich annonym und der ganze Kaufprozess ist viel menschlicher.

  • M
    Martin1

    Gegenfrage: Brauchen wir noch Klamotten- oder Lebensmittelläden, wo doch alles im Internet beschafft werden kann?

  • DU
    der Uli

    Ich kaufe Bücher ausschließlich in 'meiner' Buchhandlung (ausgenommen Antiquariat, Flohmarkt). Einfach, weil ich es kann (Wohnlage) und es schlicht schöner ist, als irgendein anonymes Web-Formular auszufüllen.

    Zudem kennt meine buchhandlung mich, und ab und zu bekomme ich Empfehlungen (BeiAmazon gibt es auch Empfehlungen, ja. Nur passen die nicht).

    eBook kaufe ich auch lieber in der Buchhandlung, damit die weiterbesteht.

  • B
    Buchjäger

    Ich habe mehr Freude an einem Buch, wenn ich mich dafür in eine Buchhandlung bemühe und es selbst nach Hause trage, als wenn ich mich vom Versandhandel beliefern lasse. Ist das gewünschte Buch nicht vorrätig, bitte ich eben um Bestellung und kann warten, bis es kommt. Außerdem kann ich in der Buchhandlung anonym kaufen und muß keine persönlichen Daten hinterlassen.

    Der Kauf bei Amazon wäre für mich nur eine Alternative, wenn ein gewünschtes Buch im örtlichen Handel nicht erhältlich ist.

  • D
    D.J.

    Um es vorwegzunehmen: Die monopolartige Stellung Amazons ist das eigentlich Problem, weniger der allmähliche Wegfall der Buchläden. Sicher wird es noch längere Zeit Buchläden geben, die ja vom Vorteil leben, gründlich durchblättern zu können, statt auf eine Seitenauswahl begrenzt zu sein. Schneller wegfallen wird aber m.E. der Beruf des Buchhändlers. Schon heute sind die wenigsten Buchverkäufer gelernte Buchhändler. Schlimm? Sind wir ehrlich: Das, was wir noch in der Ausbildung gelernt haben (ich bin gelernter Buchhändler in den 1980ern), ist heute zum großen Teil prinzipiell irrelevant (z.B. komplizierte Bestellvorgänge).

    Wer als Buchhändler länger am Markt präsent sein will, braucht v.a. eines: Freundlichkeit, Freundlichkeit, Freundlichkeit.

  • A
    amazonist

    Vor gut 10 Jahren empfahl mir meine Buchhandlung, das englischsprachige Fachbuch doch bei Amazon zu bestellen. Seitdem kaufe ich regelmäßig bei Amazon, übrigens auch Lego, Kindermatratzen und Laserdrucker. Die Empfehlung habe ich nie bereut, möglicherweise aber die Buchhandlung ;-)

  • Ich bin leidenschaftliche Vielleserin und gehöre zu den im Text angesprochenen Amazon-Junkies. Nicht gerade täglich, aber doch (zu) oft. Mein Problem mit Buchläden ist, dass ich a) unglaublich viele englischsprachige Bücher lese, die mir im herkömmlichen Buchhandel einfach zu teuer sind und ich b) keine wirklichen Empfehlungen von den herkömmlichen Buchhändlern bekomme. In der Stadt, in der ich jetzt lebe, gibt es keine Buchhändler, die ich als solche bezeichnen würde. Die könnten genausogut auch Schuhe oder Brötchen verkaufen, dazu bräuchten sie ähnlich viel Sachverstand. Wo ich früher lebte, gab es einen Buchladen, in dem ich nicht nur Tausende ließ, sondern auch ebensoviele Stunden verbrachte. Wo man sich mit den engagierten Buchhändlern unterhalten und austauschen konnte und wo es immer wieder lebhafte Diskussionen zwischen den KundInnen gab. Der Laden existiert zum Glück noch und wenn ich mal wieder in der Stadt bin, schau ich auch gerne wieder rein.

    Hätten wir so einen hier, wäre es für mich vollkommen klar, wo ich einkaufen würde. Nämlich eben nicht bei amazon. Dafür würde ich auch sofort immer in die Stadt fahren. Ich bräuchte gar keine Fernbestellung und Lieferung. Aber so ist Onlinehandel leider meine einzige Alternative. Und so verkehrt sind diese datenbankbasierten Empfehlungen von amazon auch nicht. Sieht man davon ab, dass meine platzgeplagten Regale durch ebooks gerne entlastet werden. Wobei ich mir immer noch keine wichtigen Bücher (sprich, die ich auch noch in einigen Jahren haben möchte) elektronisch kaufe. Die Lizenzfrage ist mir zu unangenehm. Und wir wissen, dass amazon einfach jederzeit ein Buch von meinem account löschen kann.

  • C
    capereader13

    Ich wohne derzeit in Kapstadt, das ist buchtechnisch am Ende der Welt. Ich benutze Amazon um Bücher für einen e-Reader zu kaufen. Schneller und günstiger geht es nicht. In Afrika wartet man gerne mal 6 Wochen auf ein bestelltes Buch und hat dann drastische Zollgebühren. Amazon ist bei eBooks so schnell und günstig und am Ende wegen des wegfallenden Transports sogar ökologisch überlegen. Wenn ich wieder in Deutschland lebe, wird es der klassische Buchladen nach diesen Erfahrungen schwer haben und ich werde wohl gar keine Papierbücher mehr kaufen. Aber die Haptik? Ich habe Bücher schon als eBooks, auf Papier, als Hörbuch und in verschiedenen Sprachen genossen. Nach gut einem Jahr erinnere ich mich an die Geschichte und nicht mehr an das Medium oder ob es Deutsch oder English war. Die Geschichte bleibt.

  • P
    pain

    Ja, es stimmt Amazon hat einen Monopol und man kann gewisse negativen Folgen erwarten.

     

    Ja, es ist schlimm, dass Bücherhandlungen deswegen schließen müssen.

     

    Aber es ist der Lauf der Zeit. Und die Vorteile die Plattformen wie Amazon mit sich bringen sind immens. Wir sind aber diejenigen, die die Richtung sowohl moralisch als auch wirtschafltlich vorgeben müssen.

     

    Es ist wirtschaftlicher Plattformen wie Amazon zu nutzen. Es ist unmoralisch, dass Postboten und Leiharbeitsfirmen bei gleicher Bezahlung mehr arbeiten müssen.

     

    Es ist wirtschaftlicher Plattformen wie Amazon zu nutzen. Es ist unmoralisch, dass Angestellte von Bücherhandlungen in materielle Not kommen.

     

    Aber Nützlichkeit setzt sich durch, nur wir werden versagen damit vernünftig umzugehen, bevor der Super GAU kommt. So wie immer.

     

    Ich für meinen Teil brauche nicht an einem Buch "schnüffeln", bevor ichs kaufe. Ich will's nicht essen, ich will's lesen.

  • BJ
    Baldur Jahn

    Aus dem Bücher-Kauf-Leben

    Als "meine" Buchhandlung schloß, wählte ich eine neue aus, stellte mich vor und besprach die "Neuerungen": kann ich per E-Mail bestellen? Werden - im Zweifel (nicht angestrebt) gewünschte Bücher auch per Post verschickt? Das war nun ohne Krampf und Aufschlag möglich. Klappt wunderbar. Neben der traditionellen, nostalgischen "Unterstützung" des Buchladens umgehe ich damit auch alle Zustellprobleme. Infos zum Lesestoff bekomme ich online, kaum im Laden. Platzprobleme in der Wohnung versuche ich, neuerdings über Bibliotheksnutzung zu minimieren. Hier lauert die Amazon-Gefährdung, die neu erworbene zurückkaufen wollen würden. E-book ist wohl auch eine Platzproblemlösung. Noch soll man elekronisch nicht "kopieren" können, wenn das kommt, wechsle ich mit fliegenden Fahnen zum E-book. Baldur Jahn

  • O
    Orang-Utan-Claus

    Als Buchhändler freue ich mich über den einigermaßen reflektierten Artikel.

     

    So lange ich es mir leisten kann, mahne ich Gelassenheit an. Jedes Jubeljahr wird eine neue Weltuntergangs-Sau durch das Dorf der affekt-hysterischen Buchhändler gejagt. E-Books im pdf-Format, amazon, E-Reader, Thalia und co., kulturabstinente Twenties usw. usw..

     

    Keine Webseite kann so auf die Wünsche meiner Kunden eingehen wie ich es kann. Amazon traut sich nicht an angebrachter Stelle über einen Bestseller zu lästern, ungefragt Empfehlungen zurückzulegen oder seine Kunden anschreiben zu lassen. So lange das honoriert wird ist der literarische Weltuntergang noch fern.

    Amazon ist langweilig wie eine beiger Schlüpfer. Die Empfehlungen sind durchaubar und einheitlich. Die Kundenbwertungen dort sind eben kein guter Orientierungspunkt. Viele Leser wissen das. Dennoch neide ich Amazon nicht die Umsätze, so wie ein Küchenchef einem Schnellrestaurant nicht die Laufkundschaft neidet.

    • A
      arribert
      @Orang-Utan-Claus:

      Die Einstellung kann ich nicht verstehen. Amazon bietet genau die gleiche Ware an, zur selben Qualität. Dem Buch ist es egal, ob es von der Post gebraucht wird oder vom Käufer selbst heimgetragen wird. Bei einem Restaurant macht es (hoffentlich) einen Unterschied.