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Refugium Stipendium 2024 Vor Repression sicher

Die iranische Journalistin Mahtab Gholizadeh und der ägyptische Journalist Ahmed sind mit dem Refugium Stipendium für eine Auszeit in Berlin.

Mahtab Gholizadeh: „Die Welt vergisst das Leid meiner Landsleute“ Foto: Kyaw Soe

taz Panter Stiftung | Der Iran und Ägypten zählen zu den weltweit gefährlichsten Ländern für Journalist:innen. Die wenigen unabhängigen Medien arbeiten unter schwierigen Bedingungen. Die Interviews mit den Stipendiat:innen führt Andreas Lorenz, ehemaliges Kuratoriumsmitglied der taz Panter Stiftung

Warum haben Sie sich für das Auszeitprogramm der taz Panter Stiftung und Reporter ohne Grenzen beworben?

Mahtab Gholizadeh: Erstens durfte ich nicht mehr als Journalistin im Iran arbeiten. Zweitens spüren viele Ak­ti­vis­t:innen und Jour­na­list:in­nen, die sich mit Menschenrechten oder Frauenrechten beschäftigen, den Druck der Regierung. Die Revolutionären Garden kontrollieren alles und jeden. Aktivisten und Journalisten müssen jederzeit mit Verhaftung rechnen. Unter diesen Bedingungen konnte ich nicht mehr arbeiten.

Wie geht es den Journalist:innen?

Journalismus ist für Männer wie für Frauen schwierig. Iran ist ein großes Gefängnis für Journalisten. Frauen spüren allerdings noch mehr Druck. Wir müssen den Hidschab tragen, werden schlechter bezahlt als Männer und dürfen das Land nur mit der Erlaubnis des Vaters oder des Ehemannes verlassen.

Sie wurden verhaftet. Warum?

Ich wurde dreimal festgesetzt. Ein Grund war: Ich hatte Interviews für ausländische TV- und Radiostationen über Inhaftierungen in Iran gegeben. Außerdem veröffentlichte ich Beiträge in den sozialen Medien, was als Verbrechen angesehen wurde. Sie haben unser Haus durchsucht, sie stießen sogar meine Mutter zu Boden und haben mich verhört. Ich würde gerne weiter in Iran arbeiten, aber ich hatte keine andere Wahl.

Sie durften Iran nicht verlassen, aber nun sind Sie hier …

Meine Verurteilung zu drei Jahren Haft wurde geändert: Fünf Jahre auf Bewährung, Berufsverbot. Aber ich durfte ausreisen – unter der Bedingung, zurückzukehren.

Sind Sie zum ersten Mal in Berlin? Wie ist Ihr Eindruck?

Ja. Ich fühle mich hier vor Verhaftung sicher. Aber meine Gedanken sind bei meinen Leuten in Iran. Die Zahl der Inhaftierungen und Todesurteile ist extrem hoch. Die westlichen Länder haben den Regierungsgegnern nicht genug geholfen. Die Welt vergisst das Leid meiner Landsleute.

Gibt es etwas Besonderes, was Sie in Berlin tun möchten?

Ich will Artikel über Iran schreiben, vielleicht einen Sprachkurs machen, an Workshops teilnehmen.

Mahtab Gholizadeh ist eine iranische Journalistin. Nachdem sie einige Nachrichten über Proteste in Iran veröffentlicht hatte, wurde sie 2021 verhaftet.

Das Refugium Stipendium

Seit 2015 vergibt die taz Panter Stiftung in Kooperation mit der NGO Reporter ohne Grenzen jedes Jahr zwei Refugium-Stipendien an gefährdete Journalist:innen aus Krisenregionen. Sechs Monate lang können sie in Berlin eine Auszeit nehmen und sich erholen – ganz ohne Gegenleistung.

Spenden Sie jetzt!

Das Refugium-Stipendien wird allein durch Spenden finanziert – pro Stipendium benötigt die taz Panter Stiftung rund 25.000 Euro.

„Man muss sehr vorsichtig sein“

Herr Ahmed, Sie sind Journalist, der vor allem Fakten prüft. Wie arbeiten Sie in Ägypten?

Ahmed*: Es ist eine sehr komplizierte Sache, denn die Regierung verbreitet eine Menge Desinformationen und falsche Nachrichten. Man muss die Regierung eigentlich zur Rede stellen, zugleich aber sehr vorsichtig sein mit dem, was man sagt und schreibt.

Können Sie ein Beispiel geben?

Die Regierung finanziert ein Programm, um den Menschen zu ermöglichen, Lebensmittel, besonders Brot, zu kaufen. Aber die veröffentlichten Zahlen sind weit übertrieben. Das passiert auch mit anderen Daten. Aber wir sind oft in der Lage, die korrekten Zahlen in offiziellen öffentlichen Dokumenten aufzuspüren.

Haben Sie die gleichen Arbeitsbedingungen wie in, sagen wir, Deutschland?

Nein. In Ägypten arbeiten und leben wir in einer schwierigen und heiklen Umgebung. Ägypten ist eines der gefährlichsten Länder für Journalisten. Mehr als 20 sind inhaftiert. Nachdem Präsident al-Sisi 2014 an die Macht kam, kaufte die Regierung alle Medienunternehmen. Die Journalisten der fünf verbliebenen kleinen Medien arbeiten unter sehr gefährlichen Bedingungen. Man wird ständig von der Polizei oder dem Geheimdienst verfolgt, die einen jederzeit verhaften können.

Genau das ist Ihnen passiert …

Ja, nach einer Veröffentlichung wurden sie böse und verhafteten mich. Letztes Jahr kamen sie mitten in der Nacht, schlugen mich und meine Frau vor den Augen unseres Kindes. Dann haben sie mich für einige Tage mitgenommen.

Sie kamen auf Druck von internationalen und nationalen Journalistenorganisationen frei.

Richtig. Aber die Polizei überwacht mich weiterhin, von Zeit zu Zeit holen sie dich auf die Wache.

Waren Sie schon einmal in Berlin? Wie ist Ihr Eindruck?

Nein, aber es ist eine nette Stadt. Es gibt viele Bäume hier, in Ägypten sind 90 Prozent Wüste. Berlin scheint mir eine Stadt für Fußgänger und nicht für Autos zu sein.

Gibt es etwas Besonderes, was sie während Ihres Aufenthaltes unternehmen möchten?

Ja, ich möchte ein wenig herumreisen, zum Beispiel nach Hamburg und München. Ich möchte an einem Kurs für digitale Sicherheit teilnehmen, vielleicht auch an einem Deutschkurs.

Ahmed (Name geändert) hat sich auf Faktencheck spezialisiert. Wegen seiner Recherchen wurde er im Jahr 2023 verhaftet und wird bis heute verfolgt. Er ist bis November mit dem Refugium-Stipendium in Berlin.