piwik no script img

Reform der Ökostrom-FörderungRösler geht's nicht schnell genug

Mal wieder ist sich die Koalition nicht einig: FDP-Chef Philipp Rösler meckert, dass Umweltminister Peter Altmaiers nicht schnell genug gegen die Kostenexplosion bei Strompreisen vorgeht.

„Wind macht mobil“, heißt es auf den Ballons des Bundesverbands der Windenergie. Wenig mobil findet Philipp Rösler Peter Altmaier. Bild: dapd

BERLIN dapd | Viel zu langsam und viel zu zögerlich: Die FDP zerrupft öffentlich die Pläne von Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) für eine Reform der Ökostrom-Förderung. Der FDP-Vorsitzende Philipp Rösler fordert: „Die Zeit der Konsensrunden ist vorbei, jetzt gilt es, zur Tat zu schreiten.“ Unterstützt wird der Bundeswirtschaftsminister von Kartellamtspräsident Andreas Mundt, der sich mit den Worten zitieren lässt: „Wir sollten jetzt nicht weiter an den Symptomen rumdoktern, sondern umsteuern.“

Altmaier will mit seinen Plänen für einen Umbau des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) den bislang sprunghaften Ausbau von Strom aus Sonne, Wind, Biomasse und Wasserkraft berechenbar machen. Die Förderung soll nicht mehr unbegrenzt gewährt werden, sondern bei Erreichen einer bestimmten Höchstmenge auslaufen. Ob ihm diese Reform noch vor der Bundestagswahl im Herbst 2013 gelingt, ließ der Umweltminister ausdrücklich offen.

Das rief FDP-Chef Rösler auf den Plan. Ihm geht Altmaier zu langsam gegen die Kostenexplosion bei den Strompreisen vor. Rösler kritisierte in der Welt am Sonntag: „Jetzt sollen erst mal wieder Gespräche geführt und ein Beratergremium eingerichtet werden. Bis zur Wiedervorlage im Mai nächsten Jahres müssen schon wieder sieben Monate Stromrechnungen bezahlt werden.“ So lange könnten die Verbraucher und die Unternehmen nicht warten.

Noch deutlicher wurde Rösler in der Rheinischen Post. „Das vorgeschlagene Tempo reicht bei Weitem nicht aus“, sagte der FDP-Chef. Für 2013 werden die Kosten der Ökostromförderung, die sogenannte EEG-Umlage, voraussichtlich 5,3 Cent pro Kilowattstunde betragen. Rösler forderte eine Reform noch vor der Bundestagswahl und sagte: „Wir wollen einen Ausbau der Erneuerbaren, aber er darf nicht so planwirtschaftlich organisiert werde, wie es jetzt der Fall ist.“

„Reich werden mit einer Solaranlage – das darf nicht sein“

Der Präsident des Bundeskartellamtes, Mundt, sagte zu Altmaiers Plänen, weil das EEG den Wettbewerb im Strommarkt nicht fördere, „greifen auch Vorschläge zu seiner Anpassung fast notwendig zu kurz, weil sie an diesem grundlegenden Fehler nichts ändern“. Mundt erklärte der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die ausufernden Kosten zeigten mustergültig, wohin es führe, wenn der Staat sich daran versuche, Märkte zu planen.

Auch der Europa-Chef des chinesischen Solaranlagen-Herstellers Trina, Ben Hill, befürwortet eine Gesetzesreform. „Das EEG muss so modifiziert werden, dass mit sinkenden Anlagenpreisen die Vergütungen nachgezogen werden“, sagte Hill der Berliner Zeitung. Er fügte hinzu:„Reich werden mit einer Solaranlage: Das darf nicht sein.“ Eine Rendite von acht Prozent hält er für größere Anlagen für angemessen.

In der Vergangenheit konnten Anlagenbetreiber vielfach zweistellige Renditen auf das eingesetzte Kapital erzielen. Die hohen gesetzlich garantierten Einspeisevergütungen haben in Deutschland einen Solarboom angefacht, der zugleich steigende Kosten für die Verbraucher bedeutet. Die Vergütungen werden maßgeblich durch die EEG-Umlage finanziert, die die Stromkunden zahlen müssen.

Der Bundesverband WindEnergie e.V. wies darauf hin, dass die bevorstehende Erhöhung der EEG-Umlage nur zu einem Teil auf den Ausbau erneuerbarer Energien zurückzuführen ist. Berechnungen des Bundesverbandes Erneuerbare Energie hätten ergeben, dass von der EEG-Umlage 2013 in Höhe von voraussichtlich 5,27 Cent die eigentlichen Förderkosten für Erneuerbare gerade einmal 2,26 Cent ausmachen, für die Windenergie an Land sogar nur 0,21 Cent. Ein Viertel der EEG-Umlage 2013 sei auf die zunehmende Befreiung der energieintensiven Industrie von der Umlage zurückzuführen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • WT
    Werner Thoma

    Da hat Herr Rösler wieder einmal sein wahres Gesicht gezeigt, die Erneuerbaren und insbesondere sein Lieblingsfeind, die Solarindustrie sind an der Preissteigerung schuld!

     

    Herr Rösler beherrscht anscheinend nicht einmal die einfacher Mathematik:

    Wenn weniger (Ausnahmeregelungen für Hähnchenmastbetrieb, Golfplätze und Schwerindustrie) Umlagezahler in die Solidargemeinschaft einzahlen, steigt logischerweise die Belastung für die kleiner gewordene EEG Umlage Gemeinde.

     

    Für wie dumm hält die FDP und seine Spießgesellen uns Bürger eigentlich?

    Ein Invest in Solar und Wind ist ein kluge und vorausschauende Anlageform, weil die fossilen Brennstoffe immer teurer werden und die Atommüllendlagerung und die Hnterlassenschaften des angeblich so billigen Atomstroms noch viele Generationen belasten werden. Im Gegensatz dazu schickt die Sonne keine Rechnung und strahlt kostenlos noch Millionen von Jahren!

     

    Mit sonnigen Grüßen

    Werner Thoma

  • A
    alfonearth

    Wenn die "eigentlichen" Förderkosten nur 2,26 ct ausmachen und ein viertel (=1,32 ct) auf die Befreiung der energieintensiven Industrie zurückzuführen ist, wofür sind dann die restlichen 1,69 ct (5,27 - 2,26 - 1,32)?

    Nebenbei: Die überhöhte Vergütung an Investoren von Photovoltaikanlagen und ihre finanzierenden Banken ist eindeutig eine Subvention. Ist die Befreiung von der Finanzierung einer Subvention auch eine Subvention?

  • WG
    Wladimir Gerin

    Das EEG ist das wohl dümmste Subventionsgesetz in der Geschichte der Bundesrepublik und das will was heißen!

    Mit PV-Platten in Deutschland Strom erzeugen wollen ist noch bescheuerter als Ananas in Alaska zu züchten.

  • KF
    Öki Fritz

    So eine Verlogenheit:

     

    „Reich werden mit einer Solaranlage – das darf nicht sein“

     

    => dann müßte das erst Recht für Atomkraftwerke und Kohlekraftwerke gelten:

    Alle Risiken und Kosten nach dem Verursacherprinzip umlegen!

    => alle Subventionen abschaffen und ein ökologisches Verursacherprinzip schaffen.

     

    Oligopolisten zerschlagen: RWE, EnBW,...

  • V
    vic

    Herrlicher Artikel - wo kann man das Zeug kaufen, das in der taz-Redaktion geraucht wird? Scheint ja echt richtig gut zu wirken - ausnahmslos alles an diesem Artikel ist sachlch grotesk falsch und auch der taz-übliche Rassismus gegenüber Herrn Rösler wird offen hinausposaunt. Köstlich - die taz, das Blatt der rechten Lügenbolde. Köstlich!