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Reduziert zum „Kofferträger“

■ betr.: dito und „Das Armlehnen- Türöffner-Mißverständnis“, taz vom 25.9. 96

[...] Auf Seite 12 ein Interview mit Ingrid Kurz-Scherf, eine Seite, bei deren Lektüre ich überrascht war, wie sehr ich die Ansichten der Politikwissenschaftlerin teile, was nicht nur auf die Verstaatlichung/ Reprivatisierung der Banken, Hindernisse für Erben („Aber die arme Gloria von Thurn und Taxis hat ...“), sondern auch auf ihre Einschätzung der Entwicklung des Verhältnisses zwischen den Geschlechtern zutrifft. Für mich eine klasse Seite – durch Ingrid Scherf und ihre Gedanken.

Doch sieben Seiten weiter ergeht sich Carola Rönneburg in einem Vierspalter, daß mir der Gedanke, ein Mittdreißiger mit Schnurrbart habe ihr die letzte Kino-, Theaterkarte/den letzten Parkplatz vor dem Redaktionsgebäude usw. unverschämterweise weggeschnappt, zutiefst realistisch erscheint.

[...] Das Feindbild Mann dieses Artikels überzeugt mich in keiner Weise. Sicher könnte ein wenig mehr Freundlichkeit unter den Einzelpersonen nicht schaden ... doch soll ich mir dafür eine Reduktion meines Ichs zum „Türöffner“ und „Kofferträger“ antun? Denn das ist die Funktion, die noch bliebe nach Carola Rönneburg, wenn der „Kumpel“ nicht erwünscht ist und der „Partner“ außen vorbleibt/im Text nicht auftaucht. Die Hierarchie zwischen den Geschlechtern scheint mir in diesem Text – wenn auch in umgekehrter Form – wieder hergestellt: Als Träger und Lakai bin ich willkommen, als Gesprächspartner nicht („das machen wir unter uns aus“).

Ich lehne nicht kategorisch ab, Koffer anderer Menschen – sogar Frauen – zu tragen oder Türen zu öffnen. Doch lehne ich es ab, daraus wieder ein Dogma, eine für Männer verbindliche moralische Verpflichtung zu machen. Das scheint der Hauptunterschied zwischen Carola Rönneburgs Definition des Umgangs zwischen Frauen und Männern („in alphabatical order“) und der meinen zu sein. [...] Dominik Heller, Bretten

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