piwik no script img

daumenkinoRed Planet

Das muss man erst mal bringen: Da wird ein Rettungskommando zum Mars geschickt, muss die Verwüstung der Bodenstation und komplette Vernichtung aller menschlichen Siedler entdecken, wird durch Durst, Hitze und geheimnisvolle Sabotageakte dezimiert – und wer steckt hinter der ganzen Chose? Ein Haufen schlecht gelaunter Gummikakerlaken.

Dabei sind Space-Abenteuer eigentlich ein ziemlich dankbares Genre. In jeder Kindheit gab es diese Phase, in der man Raumschiff Orion, Enterprise oder Star Wars nachspielte, mit Glühbirnchen und rotem Bastelpapier Armaturenbretter nachbaute, durch die mit Wolldecken verkleideten Raumschiffgänge kroch und sich stritt, wer Jim, Jack oder Spock war (wobei wir Mädchen nur die Wahl zwischen Lieutenant Uhura und Prinzessin Leia mit der albernen Schneckenfrisur hatten).

Jenseits der Namensfrage galt alle Fantasie der tödlichen Bedrohung: Gammastrahlen aus dem Heizlüfter, Meerschweinchen, die Aliens spielen, der Fernseher als Killerplanet, ein Staubsauger als böser Cyborg. Merke: Jedes anständige Weltraumabenteuer steht und fällt mit der Wahl des Alpha-Feindes.

Wenn das schon Sechsjährige wissen, wie kann dann „Red Planet“, eine in den jordanischen und australischen Wüsten gedrehte, hunderte Millionen Dollar schwere Science-Fiction-Produktion, die es sich leistet, allein die Marsoberfläche in 900 Trickeinstellungen zu filmen, derart kurzsichtig in die Käferfalle tappen? Völlig lieblos marschieren im letzten Drittel des Films ein paar schlampig nachdigitalisierte Killerkakerlaken durchs Bild, verspeisen einen Astronauten und verschwinden wieder.

Dabei legt die Produktion zaghaft philosophische Fährten: Wenn der vom verderbten Erdengewimmel enttäuschte väterliche Terence Stamp während der Anreise versucht, den stirnrunzelnden Val Kilmer von der Existenz eines höheren Wesens zu überzeugen. Wenn wir erfahren, dass der Heimatplanet durch ökologischen Raubbau hoffnungslos darniederliegt und das bedrohte „Terraforming Project“ auf dem Mars die letzte Überlebenschance ist. Und der mitgeführte Roboterhund plötzlich ein viel versprechend menschenfeindliches Eigenleben entwickelt.

Leider führen alle diese Ansätze ins rote Nichts: Während „Matrix“-Queen Carrie-Anne Moss wenig mehr tut, als im überhitzten Raumschiff ihre gut sitzenden Unterhemden zu zeigen, rotzt Val Kilmer den Helden wider Willen genauso runter wie einst seine Rollen als Batman und Jim Morrison.

KATJA NICODEMUS

„Red Planet“. Regie: Antony Hofman. Mit: Val Kilmer, Terence Stamp, Carrie-Anne Moss u. a. USA 2000, 106 Min.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen