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KOMMENTARRechtsruck?

■ Ein liberaler politischer Beamter mußte gehen

Die Position eines Senatsdirektors ist in verschiedene Loyalitäten eingebunden. Der Knall auf Fall in den „einstweiligen Ruhestand“ versetzte Dr. Kahrs ist ein Beamter, der diese Loyalitäten besonders ernst genommen hat. Von allen, die ihn intern kennen gelernt haben, wird seine kluge Aufgeschlossenheit, sein liberales Engagement für Rechtsstaat und politische Freiheiten über jeden Zweifel gestellt. Selbst wenn er nur in die Wüste geschickt worden ist, weil er die Behörde nicht nach den Effektivitäts –Vorstellungen des Pragmatikers Bernd Meyer leiten wollte und konnte, dann hat das mehr als drei lapidare Zeilen verdient.

Nicht zu verantworten hat dieser Leiter der Innenbehörde, daß sein Senator im Januar 1988 durchgehen ließ, wie der Polizeipräsident Diekmann eigenständige politische Erklärungen abgab. Der Polizei-Mann erklärte über die FAZ, Politiker seien für den „Autoritätsverlust der Staatsorgane“ und den Frust von Polizeibeamten mitverantwortlich. Damit mußte in erster Linie der Senator gemeint sein. Diekmann forderte damals „politische Reaktionen“. Nicht Diekmann mußte gehen. Ob die Entlassung von Dr. Kahrs eine solche Reaktion war, wird man daran erkennen, wen Meyer zu dessen Nachfolger beruft.

Klaus Wolschner

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