Rechtsextremismus: Rechter Dresscode unerwünscht
Auch der Bezirk Mitte unterstützt den Widerstand gegen den Thor-Steinar-Laden in der Rosa-Luxemburg-Straße. Runder Tisch in der Volksbühne geplant.
Demos, Farbbeutelanschläge, Zerstörung von Fensterscheiben - die Protestaktionen gegen das Bekleidungsgeschäft "Tønsberg" in Mitte reißen nicht ab. Der Laden in der Rosa-Luxemburg-Straße 18 verkauft die von der rechten Szene favorisierte Modemarke Thor Steinar. Er gehe nicht davon aus, dass sich die Lage vor Ort bald beruhige, sagte Polizeipräsident Dieter Glietsch am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses. Der Bürgermeister von Mitte, Christian Hanke (SPD), hat für den 13. März zu einem runden Tisch geladen.
Die Hamburger Immobiliengesellschaft Impala, der das Haus in der Rosa-Luxemburg-Straße 18 gehört, hat dem Ladeninhaber Protex GmbH aufgrund der Proteste inzwischen gekündigt (taz berichtete). Ursprünglich war der Mietvertrag für drei Jahre geschlossen worden. Man wolle jetzt so schnell wie möglich aus dem Vertrag raus, sagte ein Mitarbeiter von Impala am Montag zur taz. "Unser Anwalt prüft noch, wie wir das hinbekommen." Protex habe auf die Kündigung mit der Bitte um ein Gespräch reagiert. Das habe noch nicht stattgefunden.
Der Bezirksbürgermeister von Mitte, Christian Hanke, sagte, das Bezirksamt werde alle friedlichen Maßnahmen gegen den Thor-Steinar-Laden möglichst schnell und unbürokratisch unterstützen. Ein aus Anwohnern und Geschäftsleuten bestehendes Netzwerk hat sich zum Ziel gesetzt, den Laden so rasch wie möglich aus Mitte zu vertreiben. Unter anderem ist in der Rosa-Luxemburg-Straße eine Kunstaktion zum Thema Zivilcourage geplant.
Für den 13. März lädt Hanke in den Roten Salon der Volksbühne zum runden Tisch. Mit Unterstützung der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus (MBR) sollen dort weitere Pläne geschmiedet werden. Fast alle Interessierten sind dazu willkommen. "Ich habe das Hausrecht", betont Hanke und meint damit, dass Neonazis keinen Zutritt haben werden. Bei dem Treffen soll es auch um Einschüchterungversuche aus der rechten Ecke gehen. Vor Läden, die gegen Thor Steinar plakatiert haben, stehen laut Hanke vermehrt "kurz geschorene Kleiderschränke" herum. Mache gingen auch in die Läden, ohne etwas zu kaufen.
Wäre die Impala GmbH dem Rat der Hausverwaltung Hans Plettner gefolgt, wäre es vermutlich gar nicht erst zu dem Vertag mit Protex gekommen. Plettner hatte lange für Impala die Geschäfte in der Rosa-Luxemburg-Straße 18 geführt. Nach einem Disput über den Quadratmeterpreis habe Impala ihm die Zuständigkeit für die Vermietung der Ladenfläche entzogen, sagt Plettner. Er habe einen Preis von 20 Euro für realistisch gehalten. Impala habe mindestens 30 Euro gewollt.
Impala hätte nur im Internet googeln müssen, um in Erfahrung zu bringen, welche eine Szene sich hinter Protex verberge, so Plettner. Hätten die Hauseigentümer ihn gefragt, wäre das nicht passiert, ist er sich sicher. Er würde doch auch nicht an die NPD vermieten. Laut Plettner hatte der Laden mit einer Geschäftsfläche von 89 Quadratmetern vor seiner Vermietung an Protex zwei Jahre lang leer gestanden.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!