Rechtsextremismus in Deutschland: „Pegida“ verliert deutlich an Zulauf
Immer weniger Neonazis melden Aufmärsche an. Auch die Teilnehmer schwinden. Die Zahl rechtsextremer Musikveranstaltungen steigt dagegen bedenklich.
Im ersten Quartal wurden noch 204 Demonstrationen gezählt, im zweiten 128. Die Linke sieht dennoch keinen Anlass zur Entwarnung. Eine weitere Anfrage von ihr zum Thema rechtsextreme Musik zeigt, dass die Neonazi-Szene aktiv ist, auch wenn ihre Demos an Zulauf verlieren.
Den Angaben aus dem Bundesinnenministerium zufolge, die auch dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegen, nahmen im dritten Quartal 2016 noch rund 5.500 Teilnehmer an rechtsextremen oder islamfeindlichen Demos wie bei „Pegida“ teil. Im ersten Quartal waren es noch rund fünfmal so viele Teilnehmer. Besonders deutlich haben die Demonstrationen von „Pegida“ oder verwandten Bewegungen verloren: Kamen im ersten Quartal noch rund 14.000 Teilnehmer, waren es zwischen Juli und Ende September nur noch 2.500. 2015 verzeichnete die Bewegung übers ganze Jahr noch mehr als 40.000 Sympathisanten.
Die Linken-Abgeordnete Ulla Jelpke sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung: „Auch wenn der Höhepunkt der rassistischen Mobilisierungswelle im Rahmen der Flüchtlingsdebatte überschritten ist, so zeigt auch 2016 eine Mobilisierungsfähigkeit der Nazis, wie wir sie in diesem Jahrzehnt noch nicht erlebt haben.“
Keine Entwarnung gibt es auch im Bereich rechtsextreme Musik. Wie aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine weitere Anfrage der Fraktion hervorgeht, gab es im dritten Quartal 30 rechtsextremistische Musikveranstaltungen, davon acht Konterte und 22 Liederabende. Die Zahl der Veranstaltungen bis Ende September summiert sich damit auf 125. 2015 waren es insgesamt 140, im Vergleichszeitraum des Vorjahres 98.
Zwei Konzerte – in Mecklenburg-Vorpommern und in Bayern – wurden den Angaben zufolge im dritten Quartal vorher verboten. Keines der Konzerte wurde polizeilich aufgelöst. Insgesamt 54 Tonträger mit rechtsextremer Musik wurden in diesem Jahr bislang indiziert. Sie verherrlichten den Nationalsozialismus oder Rassismus oder verharmlosten Krieg.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Ampel-Intrige der FDP
Jetzt reicht es sogar Strack-Zimmermann