Rechtsextreme in Hamburg: „Wir sind das Pack“
Militante Rechtsextreme und rechte Hooligans wollen in Hamburg den Marsch zum „Tag der deutschen Patrioten“ rechtlich erzwingen.
Das „Orga-Team“ des Netzwerkes des TddP um Thorsten de Vries erklärte sogleich via Facebook: „Ein Verbot erkennen wir nicht an. Das OVG (Oberverwaltungsgericht) wird uns die Demo genehmigen – Wir machen bundesweit mobil“.
Am Samstag will das Netzwerk von militanten Rechtsextremen und rechten Hooligans in der Hamburger Innenstadt gegen „Überfremdung“ und „Islamisierung“ aufmarschieren. Bis zu 3.000 Rechtsextreme erwartet die Polizei, die in Hamburg auch die Versammlungsbehörde ist, und das Verbot aussprach.
Begründung: fehlende notwendige Kräfte aus anderen Bundesländern um Rechte und Gegendemonstranten auseinanderzuhalten. Die Polizei rechnet mit etwa 15.000 Linken. Schon vor dem Verbot verkündete das Netzwerk mit dem Satz „Wir sind das Pack“ in Anlehnung an die Aussage des Vizebundeskanzlers Sigmar Gabriel (SPD) zu den Tätern in Heidenau. Man wolle gegebenenfalls „bis in die letzte Instanz“ klagen.
In einem Video zum TddP drohte de Vries bei Facebook auch mit Gewalt. „Wir wollen eine faire Demonstrationsroute, (...) dann gibt es auch keine Randale“, verkündet der Mittfünfziger, der sich seit den 70er Jahren zwischen der militanten rechtsextremen Szene und dem rechten Hooligan-Spektrum bewegt.
In der Szene ist de Vries nicht unumstritten. „Er ist kein großer Stratege oder Rhetoriker“, sagt ein Aussteiger der NPD, in der de Vries Mitglied war. „Sein Nimbus erlangte er vielmehr alleine durch seine langjährige Szenezugehörigkeit und seinen vielfältigen Kontakte.“Das „Hamburger Bündnis gegen Rechts“ (HBgR) begrüßt den Gerichtsentscheid. „Auch wegen der klaren Zuschreibung von wem Gewalt ausgeht“, sagt Felix Krebs vom HBgR.
Anne Groß, Pressesprecherin des Gerichts, zitiert aus dem Beschluss: Erwartbar sei, dass aus dem „Demonstrationszug heraus schwere Körperverletzungen begangen werden, die sich zu schweren Gewaltexzessen ausweiten würden“ und es sei „nicht ersichtlich, dass der Versammlungsleiter in der Lage und willens wäre, eine derartige Gewalteskalation zu unterbinden“.
Unabhängig von Gerichtsentscheidungen plant das HBgR am Samstag ab zehn Uhr eine Demonstrationen am Hauptbahnhof und Gegenaktivitäten, falls die Rechten sich doch treffen dürfen. Ab elf Uhr beginnt eine Kundgebung von „Hamburg bekennt Farbe“ am Rathausmarkt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Die Wahrheit
Der erste Schnee
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten