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Rechtschaffen ungeschliffen

■ The Holmes Brothers spielten im Vegesacker KITO

Ihr diesjähriges Debüt-Album war von der Kritik enthusiastisch gelobt worden. Mensch durfte gespannt sein auf die New Yorker Blues-Veteranen, die nach mehr als 20 Jahren im Musikbiz ihre erste Platte eingespielt hatten. Das Besondere an der Musik der Brüder Wendell und Sherman Holmes und Wahlbruder Popsy Dixon ist weniger was sie spielen, als wie sie es spielen. Ihre Blues-, Soul-und Gospelnummern kommen so frisch und lebendig daher, als wären sie gerade erst erfunden worden. Es gibt keine instrumentellen Höhenflüge, eher eine versierte Ungeschliffenheit im Sound. Die Musik ist nicht glatt, klingt geradeheraus und ehrlich. Hervorstechendes Kennzeichen ist der dreistimmige Gesang, bei dem sich Wendells heiseres, manchmal krächziges Organ mit Popsy's Falsett in der Leadfunktion abwechselt.

So auch am Dienstag im gut besuchten Kito, wo es aber leider Probleme mit der Anlage gab, so daß Dynamik und Klarheit des Gesangs nicht befriedigen konnten. Auch fiel kurz nach Beginn des ersten Sets der Verstärker der Pedal Steel Guitar von Gilbert Wharton aus, den sich die Holmes Brothers zur Verstärkung geholt hatten. Im zweiten Set lief Whartons Instrument dann zusammen mit Wendells Gitarre über einen Verstärker, der dafür aus Protest brummte, was in den leiseren Passagen recht unschön war. Publikum und Gruppe, die in ihrer bisherigen Karriere sicher schon andere Probleme überspielen mußte, ließen sich davon nicht verdrießen und bereiteten sich gegenseitig einen netten Abend.

Die Holmes Brothers spielten, wie auf ihrer CD, eine abwechslungsreiche Mischung aus schnelleren Rhythm & Blues-Nummern und getrageneren Soul-und Gospelballaden. Darunter ihre begeisternd schleppende Version des Klassikers „When something is wrong with my Baby“ oder das seelenvolle „None but the righteous“. Das Konzert ist zwar vorbei, aber die wirklich gute CD (“In the Spirit“/Label:Zensor) ist im Handel und es weihnachtet sehr.

Montezuma Schmidt

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