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Rechter "Marsch der Freiheit"Kaum Bewegung für "Pro-Bewegung"

Sie wollten Köln vor "Islamisierung und Überfremdung" retten. Lediglich 300 Anhänger der Pro-Bewegung kamen. Im Aufbau ist eine europaweite Wahlplattform.

"Nein zu Nazis". Fast so leer wie die Deutzer Brücke war die Kundgebung der rechten "Pro-Bewegung". Bild: dapd

KÖLN taz | Filip Dewinter liebt große Worte. Der Fraktionschef des Vlaams Belang im flämischen Parlament steht auf einer kleinen Bühne. Kämpferisch ruft der belgische Rechtsradikale: "Heute tritt in Köln die Internationale der Nationalen zusammen." Das kleine Häuflein, das sich am Samstag am Rande des Kölner Heumarkts versammelt hat, klatscht frenetisch. Doch der Applaus wird vom Lärm der Gegendemonstranten übertönt.

Mit Unterstützung des Vlaams Belang und der österreichischen FPÖ hatte die extrem rechte "Pro-Bewegung" zu einem "Marsch für die Freiheit" mobilisiert. 2.500 Teilnehmer hatte sie angemeldet, um die Domstadt vor "Islamisierung, Unfreiheit und Überfremdung" zu retten. Aber wie schon bei ihren "Antiislamisierungskongressen" 2008 und 2009 kamen weit weniger: nur knapp 300 Personen, darunter zahlreiche Skinheads.

Die Kölner Bürger bekamen nicht viel von ihnen zu sehen: Weiträumig sperrte die Polizei die kurze Demoroute von der linken Rheinseite über die Deutzer Brücke auf den altstädtischen Heumarkt ab, um ein Zusammentreffen mit den rund 2.000 Gegendemonstranten zu verhindern.

Who is who des deutschen Rechtsaußenspektrums

Wichtiger dürfte der vor allem im Rheinland verankerten "Pro-Bewegung" ohnehin der Aufruferkreis gewesen sein, den sie gewinnen konnte. Er liest sich wie ein Who is who des deutschen Rechtsaußenspektrums jenseits der NPD: Dabei sind Rep-Chef Rolf Schlierer, der Ex-NPD-Chefideologe Andreas Molau, der zwielichtige deutsch-schwedische Unternehmer Patrik Brinkmann, der Ex-CDU-Bundestagsabgeordnete Henry Nitzsche sowie Alfred Mechtersheimer und Torsten Lange, einst Grünen-Parlamentarier.

Das Ziel der "Pro-Bewegung" um den Leverkusener Rechtsanwalt Markus Beisicht und den inzwischen von Köln nach Berlin umgezogenen Verleger Manfred Rouhs: die Schaffung einer gemeinsamen "rechtsdemokratischen Wahlplattform" für die Europawahl 2014. Mit den "Republikanern" sollen bereits Fusionsgespräche laufen.

Internationale Vernetzung

Intensiv bemüht sich die "Pro-Bewegung" auch um internationale Vernetzung. So riefen neben FPÖ und Vlaams Belang auch Vertreter weiterer europäischer Rechtsaußengruppierungen wie des französischen Bloc Identitaire oder der spanischen Plataforma per Catalunya zur Kölner "Großdemonstration" auf. Als Gastredner sprach Taylor Rose von der rechtsradikalen US-amerikanischen Studentengruppe "Youth for Western Civilization".

Die Polizei war mit insgesamt knapp 3.000 Beamten im Einsatz. Ihre Bilanz: Alles sei "ohne nennenswerte Zwischenfälle" verlaufen. Mit Blick auf die Gegendemonstranten sagte Kölns Polizeipräsident Klaus Steffenhagen: "Mein Dank gilt insbesondere denen, die in sehr besonnener Weise ihren Protest kundgetan haben."

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7 Kommentare

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  • R
    rinder.wahnsinn

    Hallo zusammen, ich war beim "Kölner Brückenlauf" am 7.Mai dabei und habe mich unter die Fangemeinde der Politsekte proKöln/proNRW gesellt. Ich war mal in dieser Gruppierung Mitglied und wollte mir das GANZE mal aus der NÄHE anschauen. Es hat mich auch niemand erkannt. Ich habe durchgezählt: es waren 320 pro-Demonstranten (darunter belgische SKINS,die "Krawallbrüder","Rader-Jugend").Ehrlich, ich habe mich für diesen Haufen geschämt. Laut Generalsekretär Wiener proNRW seien 1100 Demo-Teilnehmer anwesend gewesen (bitte immer alles durch 3 teilen, dann hat man die richtigen Zahlen). Laut proDeutschland waren es 1000. Die Junge Freiheit berichtet in ihrer letzten Ausgabe von 600-700.

  • W
    Wahrheit_bitte!

    "Die pro Bewegung distanziert sich von beiden Extremen."

     

    1. Pro?

    Das "pro"-Label ist eigentlich ein "contra": Außer einer permanenten Hetze insbesondere gegen muslimische Migrantinnen und Migranten bzw. ihre Gebetshäuser hat die Partei inhaltlich so gut wie nichts, womit sie an die Öffentlichkeit geht. Das ist so politisch armselig wie überflüssig – wer braucht bitteschön so was?

     

    Nur weil der extrem rechte Wolf sich einen „konservativen“ Schafspelz aus einigen Ex-CDUlern umhängt und versucht, unter dem Tarnkappen-Deckmäntelchen einer angeblich „pro“(gressiven), chicen „Bürgerbewegung“ seine contra-demokratische Hetze geschickter an die Wählerinnen und Wähler (für dumm) zu verkaufen, muss man solche gezielten Verharmlosungsstrategien noch lange nicht als "seriös", "demokratisch", "konservativ" abnicken.

     

    2. Bewegung?

    Die sogenannte "pro-Bewegung" hat eigentlich mit „Bewegung“ nix zu tun, weil stinknormale, extrem rechte (wenn auch keine nationalsozialistische) Minipartei. Mit dem Bewegungslabel will sie sich nur wichtiger und chicer machen als sie es ist und die Existenz einer (nicht vorhandenen) rechten Massenbewegung suggerieren/herbeibeschwören.

     

    3. Nicht extrem?

    Wesentliches Führungspersonal der sogenannten „pro Köln / pro NRW-Bewegung“ stammt politisch aus der DVU (z. B. Branghofer, Molau), der NPD (z. B. Rouhs, Ernst, Hüsgen, Molau (again)), von den sogenannten „Republikanern“ (z. B. Beisicht, Hauer). Leute wie der Neonazi-Szeneanwalt Picker sind nicht nur Vorstandsmitglied bei „pro NRW“, sondern bewegen sich seit zig Jahren im Dunstkreis der extremen (z. T. militanten) Rechten – bis heute.

     

    Für Ihre sogenannten „Kongresse“ (die eigentlich eher Kundgebungen sind - auch hier macht man sich wichtiger und chicer, als man eigentlich ist) buhlt diese Partei immer wieder um die Gunst erfolgreicherer rechtspopulistischer, rassistischer und neonazistischer Parteien aus anderen Ländern Europas – die „Front National“ um den Faschisten Le Pen ist da nur ein Beispiel von vielen.

     

    Beim braunen Marsch am Samstag waren übrigens wohl auch Neonazis dabei -

    http://www.bnr.de/content/ae-marsch-ae-ueber-die-rheinbruecke

    - und selbst wenn sie es nicht gewesen wären, wäre es selbstverständlich trotzdem völlig berechtigt, gegen rechts zu demonstrieren!

     

    Fazit: Die antidemokratische Ein-Punkt-Splitterpseudobwegung kann nichts außer hetzen und lügen wie gedruckt, um auf Teufel komm raus (von Medien, potentiellen SympathisantInnen) wahrgenommen zu werden, um so die eigene Marginalität und politische Bedeutungslosigkeit zu überspielen. Wäre ich konservativ - ich würde mich schämen, mit sowas in einen Topf geworfen werden zu wollen.

  • FB
    Franz Beer

    Warum Läßt man in Deutschland überhaupt diese ,,Rechten Populisten ,,einreisen.Mir sind lieber 1000 Flüchtlinge aus -Nordafrika als 1 von der Art ,,Adolf,,die immer noch von ,Reinen Ariern träumen.Leider vergessen diese Braunen aus Deutschland, Belgien ,Holland usw usw was der Nationalsozialismus Ihren Ländern in 2 WK gebracht hat.Elend Tod Vertreibung.Da war kein ach so schlimmer Gläubiger Moslem dabei.Meiner Meinung nach verhindert das permanente Austrecken des Rechten Arms die Blutzufuhr zum ,,Hirn,,.Behandlungsbedürftig auf jeden fall

  • W
    Wahrhaftigkeit_bitte

    Ein Beispiel für die "besonnenen Gegendemonstranten":

     

    http://img852.imageshack.us/img852/6412/20110507001.jpg

     

    Zählt zur Besonnenheit dieser Gegendemonstranten auch das Verteilen von Fäkalien auf den Kölner Straßen, das Beschmieren der Bürgersteige mit "Anti-Nazi" Schmierereien und die Androhung von Gewalt?

     

    Wer sich auf die Seite der roten Extremsozialisten oder auf die Seite der braunen Extremsozialisten stellt, der stellt sich auf jeden Fall auf die Seite der Feinde unserer Demokratie.

     

    Dieser Artikel erweckt den Eindruck, rote Extremsozialisten seien in Deutschland Salonfähig.

     

    Die pro Bewegung distanziert sich von beiden Extremen.

     

    Eine Demonstration gegen braune Extremsozialisten ist gerechtfertigt, sofern diese auch vor Ort sind. Jedoch versuchte man friedlich demonstrierende Bürger den zumeist jugendlichen Menschen als Nazis zu verkaufen. Ausserhalb der Sichtweite zum pro NRW Demonstrationszug beschallte man die Jugendlichen mit lauter Musik. Da hätte auch eine Gruppe japanischer Touristen über die Deutzer Brücke laufen können. Man hätte sie nicht erkannt.

  • K
    Karl-Heinz

    Und zählen können die Jungs von der "Pro-Bewegung" auch nicht. Wenn das der Führer wüsste ...

  • 3
    300?

    Worum es geht in dieser ganzen Hysterie ist die Furcht der Meinungsmacher davor, das die Verhältnisse außer Kontrolle geraten. Sprich die unterbewuste, uneingestandene, elendige, nackte, keuchende Angst des Verräters. Die Angst davor dass Sie die Verantwortlichen für ihre ungeheuerlichen Verbrechen an ihren Landsleuten zur Verantwortung gezogen werden könnten. Von allen Software Europäern überall in Europa.

    Alle Europäischen Länder haben mittlerweile ihre Pros und alle haben die Herzen der Menschen auf ihrer Seite.

    Auch Deutschland wird eine neue Partei der Vernunft und des Mitgefühls gegenüber den Deutschen bekommen.

    In einem Europa der Europäer und nichts und Niemand wird dies verhindern können.

  • L
    Lindener

    Es waren ca. 700-800 Teilnehmer der Pro-Köln Demo,

     

    Gegendemonstranten waren etwa 900....

     

    Zwischenfälle gab es schon, aber nur von Seiten der ach so friedlichen Linksradikalen, wie immer....

     

    Die Videos sind alle bei Youtube abrufbar!