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Rechte „Compact“-KonferenzJürgen Elsässer allein zu Haus

Die rechtspopulistische „Compact“-Konferenz wirbt mit Referenten, die nicht kommen wollen: Björn Höcke, Alexander Gauland, Rolf Hochhuth.

21. Januar 2015: Jürgen Elsässer spricht bei „Legida“. Foto: dpa

Berlin taz | Das Referentenkarussell für die „4. Souveränitätskonferenz“ des rechtspopulistischen Magazins Compact am 24. Oktober in Berlin rotiert weiter. Alexander Gauland, AfD-Fraktionschef im brandenburgischen Landtag, hat seine Teilnahme in der vergangenen Woche abgesagt. Dies habe keine inhaltlichen Gründe, betonte sein Sprecher. Vielmehr werde Gauland an diesem Tag auf dem Parteitag der baden-württembergischen AfD auftreten.

Auch sein Amtskollege Björn Höcke aus Thüringen wird wohl nicht an der Konferenz teilnehmen. Ihr sei von dem Termin „nichts bekannt“, erklärt seine Referentin auf taz-Nachfrage. Höckes Teilnahmestatus auf der Konferenz wird von Compact als „angefragt“ geführt.

Laut Ankündigung fest zugesagt hat dagegen der Schriftsteller Rolf Hochhuth, von dem in der nächsten Compact-Ausgabe auch ein offener Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel abgedruckt wird, in dem er den sofortigen Austritt Deutschlands aus der Nato fordert. Auf Nachfrage dementierte Hochhuth allerdings kategorisch seine Teilnahme an der Konferenz. Von diesem Termin habe er „bis zum heutigen Tag überhaupt nichts gewusst“, erklärte er am Montag der taz. Zu der Compact-Veröffentlichung sei es gekommen, weil alle anderen angefragten Zeitungen den Text entweder abgelehnt oder nicht darauf reagiert hätten. Der in der Compact-Szene propagierte Fremdenhass sei nicht seine Welt, so Hochhuth.

Beim Veranstalter zeigte man sich erstaunt über Hochhuths Absage. Es habe Absprachen über den Inhalt von Hochhuths Beitrag gegeben, behauptete ein Compact-Mitarbeiter. Auch von einem Rückzieher Höckes sei nichts bekannt. Man werde sich auf der Konferenz wohl „überraschen lassen müssen“.

2013 hatten Frauke Petry, Eva Herman und Peter Scholl-Latour ihre Kongressteilnahme abgesagt, 2014 der frühere SPD-Abgeordnete Christoph Zöpel. Immerhin kamen noch Thilo Sarrazin und Egon Bahr. Diesmal kann der von ganz links nach ganz rechts gewanderte Compact-Chefredakteur Jürgen Elsässer nur seine engsten Getreuen um sich scharen. Höhepunkt der Konferenz soll jetzt ein von ihm, dem Staatsrechtler Karl Albrecht Schachtschneider und dem Publizisten Götz Kubitschek entwickelter „Plan für den Widerstand gegen die Abschaffung Deutschlands“ sein.

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1 Kommentar

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  • Auf Wikipedia lesen wir u. a. über den compact-Herausgeber Jürgen Elsässer:

     

    (…) Von Mitte der 1970er Jahre bis zu dessen Auflösung 1991 war Elsässer erst Sympathisant und später Mitglied des Kommunistischen Bundes (KB). Elsässer gilt als einer der ursprünglichen Protagonisten der Antideutschen – wandte sich jedoch später von dieser Strömung ab. Nach einem Konflikt mit der Monatszeitschrift konkret, für die er von den 1990er Jahren bis 2002/03 regelmäßig Artikel geschrieben hatte, vertrat er eine aus dem leninistischen Antiimperialismus abgeleitete Position der „Anti-Imperialisten“. Bis 2002 war er auch „Redakteur für besondere Aufgaben“ der Zeitung junge Welt. (…)

    https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_Els%C3%A4sser