Rechstextremisten in Neumünster: Morddrohung auf Instagram
Den Kritiker*innen des von Rechtsextremen betriebenen Tattoostudios in Neumünster wird auf Instagram ihre Enthauptung angedroht.
„Seit Wochen warnen wir vor den gefährlichen Verstrickungen des Tattoostudios. Als Reaktion auf die Kritik erfolgte jetzt diese Morddrohung aus dessen Umfeld“, sagt eine Sprecherin der Kampagne „Kein Fame für Famous“.
Im Juni hat das Tattoostudio im Shoppingcenter „Holsten-Galerie“ seine Türen geöffnet. Das Studio lag zuvor in der Holstenstraße in der schleswig-holsteinischen Stadt. Hier ging ganz selbstverständlich auch Peter Borchert an das Telefon, der eine lange militante Vita im Rechtsextremismus hat. Bilder zeigen Borchert auch mit Christian Franz, dem Geschäftsführer des Tattoostudios, und dessen Mitarbeiter Matthias Stutz.
Keine Überraschung: Borchert soll die Bandidos weiter etablieren wollen und er soll Hardt und Stutz zum Rockerclub geholt haben. Hardt kennt Borchert schon lange aus der rechtsextremen Szene von der NPD über Autonome Nationalisten und den „Club 88“ bis zu „Combat 18 Pinneberg“.
Hakenkreuze im Booklet
Hardt kommt aus Neustadt in Holstein, wohnt mittlerweile in Neumünster. 2008 stand er im Verdacht, in seiner damaligen Heimatstadt den jüdischen Friedhof mitgeschändet zu haben. Auf einen Grabstein schmierten die Täter mit roter Farbe das Kürzel für Combat 18 „C18“ und hinterließen ein aufgeschlitztes Ferkel auf einem Grab.
Ein anderes Verfahren löste seine Mitwirkung bei der später verbotenen CD „Geheime Reichssache“ der Band Kommando Freisler aus. Hardt designte das Booklet, in dem sich Hakenkreuze finden, auf der CD wurde zur Neuauflage der Shoa aufgerufen.
In den vergangenen Jahren fiel Hardt vor allem durch sein Engagement bei den Bandidos auf, betreibt in Kiel den „Polenschlüssel“-Versand. Der Laden dient als Treffpunkt der „Bandidos“-Unterstützer „Mexicanos“. Das Video hat Hardt aber nicht dort aufgenommen, sondern in der Lifestyle-Bar „The Edge“, die ebenso dem Famous-Betreiber gehört. Teil des Netzwerks ist auch das Tattoo-Studio „Notorious Ink“.
Schon zu Beginn der Kampagne erfuhren die Ladenbetreiber, die sich bemühen, nett und unpolitisch zu erscheinen, Solidarität von rechtsextremen Akteuren. „Wir Nationalisten und Patrioten aus Neumünster und Umgebung sollten auch hier ein Zeichen gegen die Hetze der linksradikalen Gruppen“ setzen, hieß es auf einer mittlerweile gelöschten Webseite.
Das Video von Hardt hat die Kampagne der Polizei übergeben. „Für uns bestätigt dieser Vorfall einmal mehr, dass Famous eine Gefahr für ein friedliches Zusammenleben in einem bunten Neumünster ist“, sagt die Sprecherin und verspricht: „Wir lassen uns nicht einschüchtern.“ Ihre Forderung: Alle diese Läden müssen geschlossen werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Autounfälle
Das Tötungsprivileg
Spardiktat des Berliner Senats
Wer hat uns verraten?
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!