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Rechen-MethodenStreit um Mathe-Unterricht

Schulsenator Rabe macht umstrittene schriftliche Division für Grundschüler wieder zur Pflicht. Fach-Didaktiker werben für eine einfachere Alternative.

Die halbschriftliche Division hilft Kindern Mathe zu verstehen. Bild: dpa

Viertklässler sollen künftig wieder das Verfahren der „schriftlichen Division“ beherrschen, obwohl dies aus Sicht von Mathe-Didaktikern wenig Sinn macht und seit 2004 nicht mehr von der Kultusministerkonferenz (KMK) vorgegeben wird. SPD-Schulsenator Ties Rabe hat den Lehrplan für Mathematik in der Grundschule entsprechend geändert – ohne Schuldeputation und Kammern zu beteiligen.

„Die schriftliche Division bringt den Kindern keine mathematische Erkenntnis“, sagt der Mathelehrer Helmuth Sturmhoebel. Gemeint ist damit jenes Verfahren, welches die meisten Älteren noch in der Grundschule gelernt haben und in Zeiten Sinn machte, als es noch keine Taschenrechner gab. Mehrstellige Summen, wie zum Beispiel 1.610, werden geteilt, etwa durch 7, indem man überschlägt, wie oft die sieben in die 16 passt, anschließend multipliziert, subtrahiert und den Rest durch das „Herunterholen der nächsten Ziffer“ ergänzt. Doch diese Rechenweise ist sehr fehleranfällig und nur zu beherrschen, „indem Kinder es stur auswendig lernen“, sagt Sturmhoebel, der auch in der Lehrerfortbildung tätig ist.

Mathematisch sinnvoller sei deshalb, dass die Kinder in der Grundschule ausgiebig das „halbschriftliche Dividieren“ lernten. Bei der Methode zerlegen die Kinder eine Rechnung in einfachere Aufgaben, die mit Hilfe des Einmaleins lösbar sind. So könnte die obige Aufgabe in „1400: 7“ und „210 : 7“ geteilt und einfacher gerechnet werden. In dem neuen „Rahmenplan“ von 2011 war deshalb auch nur diese Methode vorgeschrieben.

Doch Ende März teilte die Behörde den Schulen überraschend mit, das der Bildungsplan noch im Schuljahr geändert wird. Um den „Anschluss an die weiterführenden Schulen besser zu sichern“, sei schriftliche Division erforderlich. Und zwar als „Regelanforderung“ für alle.

Gefragt, warum der Rahmenplan ohne Beteiligung der Deputation geändert wurde, erklärt Behördensprecher Peter Albrecht, es handele sich hier nicht um eine Änderung, sondern nur um eine „Korrektur“ im Rahmen der Erprobung, zu der die Behörde berechtigt sei.

Der frühere Deputierte Edgar Mebus widerspricht: „Eine Änderung muss formal beschlossen werden.“ Und die Grüne Stefanie von Berg spricht von „Schulpolitik nach Gutherrnart“.

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4 Kommentare

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  • I
    Irene

    Ich finde für ein Grundschulkind gehört ganz schön viel dazu, zu erkennen, dass man 1610 in 1400 und 210 aufteilen kann und dass beide Zahlen durch 7 teilbar sind. Einfacher als die alte Methode finde ich das nicht unbedingt.

  • M
    mamabo

    Zitat Kathtarina:

    "Ich finde es noch immer praktisch, meinen Kopf benutzen zu können, falls mal der Akku vom Smartphone / Taschenrechner oder sonst einem elektronischen Denkersatz ausfällt."

    ... und das intelligente Zerlegen + Problemlösen einer komplizierteren Divisionsaufgabe gehört nicht zu Ihren Praktiken? Wissen Sie denn wenigstens, warum die Berechnung nach der alten Methode richtige Rechenergebnisse liefert oder wissen Sie das genauso wenig wie diejenigen, die einen Taschenrechner benutzen?

    In NMS ist gerade ein Oberstufenschüler wg"falschem" Rechenweg bei 5/7 Aufgaben mit einer 4- nach Hause geschickt worden. Wie will Deutschland da je PISA-Sieger werden? Da sind wir doch nicht nur im Lesen + Rechnen schlecht, sondern auch in Problemlösungskompetenz.

  • TK
    t. Krüger

    Darüber kann man schon streiten! Der verweis auf den TR zeigt das eigene Unvermögen.

    Betrachtet man beide Rechenmethoden, dann muss man allerdings sagen, dass die schriftliche Division ein Algorithmus ist, der angewandt werden kann, ohne dass man ein größeres zahlenverständnis hat. Man geht einfachd er Regel nach. Millionen ehemaliger Schüler haben so gerechnet - ohne zu wissen, was sie eigentlich tun. Aber das Ergebnis war richtig.

    Beim Halbschiftlicheb Verfahren muss man das Distributivgesetz verstanden haben. Sonst wählt man eine falsche Zerlegung. Der mathematische Anspruch ist - wenn man es ernst nimmt - viel höher!

    Wenn man allerdings auf den TR ausweicht ...

  • K
    Katharina

    Ties Rabe hat sich für ein schulisches Element eingesetzt, dass LERNEN voraussetzt! Dass ich das noch erleben darf ... aber ich befürchte noch, dass es sich hier um eine klassische Ente handeln könnte.

     

    Btw: In dem recht einfachen Rechenexempel, das diesem Artikel zugrunde liegt, mag ja das vereinfachte Verfahren möglich sein. Aber ich gehöre durchaus zu jenen, die aus der von Rabe erneut eingeführten und angeblich veralteten schriftlichen Division etwas für Leben und Alltag und den dauernden Umgang mit Rechenaufgaben mitgenommen haben. Der Verweis darauf, dass das Rechnen heutzutage vom Taschenrechner übernommen wird, ist wohl die dämlichste Einlassung, die einem dazu einfallen konnte.

    Ich finde es noch immer praktisch, meinen Kopf benutzen zu können, falls mal der Akku vom Smartphone / Taschenrechner oder sonst einem elektronischen Denkersatz ausfällt. Aber das ist ja genau das Problem ... immer dieses Denken ... wenn man das bloß mal abschaffen könnte ...

     

    Gelingt schon noch, ich bin da zuversichtlich! ;-)