Rebellenhochburg wird geräumt: Sri Lanka vor der Großoffensive
Unter dem Druck der Regierung verlassen Hilfsorganisationen das Gebiet um die Rebellenhochburg Kilinochchi. Auch Zivilisten sollen gehen, bevor das Militär kommt.
DELHI taz Hunderte Menschen drängten sich in den vergangenen Tagen vor der Niederlassung der Vereinten Nationen in Kilinochchi im Norden Sri Lankas. Sie forderten die Organisation auf, in der Region zu bleiben und sie vor den anrückenden Regierungstruppen zu schützen. Doch es half nichts: Am Dienstag zog die UNO ihre letzten Mitarbeiter aus dem Rebellengebiet ab. Colombos Soldaten sind nur noch wenige Kilometer von Kilinochchi entfernt, der Hauptstadt der Tamil Tigers (LTTE). Auch nahezu alle anderen Hilfsorganisationen haben die Region mittlerweile verlassen.
Bereits vor einer Woche hatte die Regierung in Colombo gewarnt, sie könne nicht mehr für den Schutz der Mitarbeiter von Hilfsorganisationen garantieren, und sie aufgefordert, das Gebiet zu verlassen. "Die humanitäre Situation wird sich durch den Abzug unserer zuletzt 60 Mitarbeiter deutlich verschlechtern", sagte Gordon Weiss von der UN-Mission in Sri Lanka der taz. Mehr als 160.000 Menschen, die vor den vorrückenden Regierungstruppen geflohen sind, halten sich im Einflussbereich der LTTE auf.
Präsident Mahinda Rajapakse sagte in einem Radiointerview, die Regierung wolle vermeiden, dass es zu einem Vorfall wie im August 2006 komme, als 17 Mitarbeiter einer französischen Hilfsorganisation bei einer Regierungsoffensive ums Leben kamen. Die LTTE-Kämpfer würden die Organisationen als Deckung für ihre Angriffe nutzen, wenn es ihnen erlaubt wäre, weiter im Rebellengebiet aktiv zu sein, fügte er hinzu.
Erst kürzlich hatte die Regierung in Flugblättern alle Zivilisten aufgefordert, das Rebellengebiet zu verlassen. Doch nur wenigen Menschen waren dem Aufruf gefolgt. Durch eine Flucht in von Colombo kontrollierte Gebiete wären die Menschen der Willkür der Regierungssoldaten ausgeliefert. Die Regierung lässt keine unabhängigen Beobachter in die Region.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erinnerte an die Verpflichtung, "internationalen Hilfsorganisationen zu ermöglichen, zu den Menschen vorzudringen". Er betonte, die politischen Probleme in Sri Lanka müssten unbedingt durch Verhandlungen gelöst werden. Die Regierung wies den Appell zurück. Ban spiele damit lediglich den LTTE-Rebellen in die Hand, erklärte ein hoher Regierungsbeamter.
SASCHA ZASTIRAL
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