: Realitäten anerkannt
■ Kroatien und Serbien wollen volle diplomatische Beziehungen aufnehmen
Vouliagmeni (AFP/taz) – Serbien und Kroatien wollen die vor fünf Jahren abgebrochenen diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern wieder aufnehmen. Dies teilte der griechische Ministerpräsident Costas Simitis gestern in Vouliagmeni mit. Die Aufnahme der diplomatischen Kontakte soll Ende August nach einem Außenministertreffen in Belgrad erfolgen. Der serbische Präsident Slobodan Milošević und sein kroatischer Kollege Franjo Tudjman hatten gestern vier Stunden in dem griechischen Badeort nahe Athen konferiert. Es war das erste offizielle bilaterale Treffen zwischen beiden Ländern seit der kroatischen Unabhängigkeitserklärung von 1991.
Beide Staaten hatten sich vor acht Monaten am Rande der Friedensverhandlungen von Dayton prinzipiell auf eine „vollständige Normalisierung“ ihrer Beziehungen geeinigt. Kroatien und Serbien nahmen zwar im Frühjahr ihre Handelsbeziehungen wieder auf und richteten in den Hauptstädten Verbindungsbüros ein. Beide weigerten sich bislang jedoch, sich als Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien anzuerkennen.
Einer der Hauptstreitpunkte war der ungeklärte Status Ostslawoniens, des letzten noch von Serben kontrollierten Gebiets in Kroatien. In diesem Fall scheint die serbische Regierung inzwischen einzulenken und anzuerkennen, daß das unter internationaler Verwaltung stehende Gebiet zu Kroatien gehört. Belgrad fordert jedoch eine Generalamnestie für die in Ostslawonien lebenden Serben. Kroatien verlangt von Belgrad Informationen über vermißte Personen und Kriegsgefangene. Die USA haben die Normalisierung der Beziehungen zwischen Belgrad und Zagreb stets als Schlüssel zur Stabilität im früheren Jugoslawien betrachtet.
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