■ Read.Me: Medienwerbung
Das Videospiel zur CD zum T-Shirt zum Buch zum Film: In den letzten Jahren ist Hollywood dazu übergegangen, seine Filme in großangelegten Marketingkampagnen unter die Einwohner des globalen Dorfes zu bringen. Großproduktionen wie „Jurassic Park“ oder „Flintstones“ werden nicht mehr als Film, sondern als Medienverbund vermarktet, dessen einzelne Elemente sich gegenseitig bewerben. Ein brauchbarer Reader zu diesem aktuellen Zustand der Bewußtseinsindustrie ist der Band „World Media Park“.
Die Fallbeispiele sind nicht brandaktuell, aber immer noch exemplarisch: Die Aufsätze über „Jurassic Park“ von Goedart Palm oder das Selbstvermarktungs-Genie Andrew Lloyd Webber von Christoph Gockel-Böhner sind gut recherchiert und beschreiben anschaulich, wie internationaler Unterhaltungserfolg geplant und gesteuert werden kann.
Leider treibt die kulturkritische Perspektive der Autoren mitunter auch recht unangenehme, chauvinistische Blüten: In einem Beitrag über Euro Disney vergleicht Peter V. Brinkemper das Vorgehen des Disney-Konzerns in Frankreich mit der Kolonialisierung Osteuropas durch die Nazis! Abgesehen von Neil Postman, der mal wieder den Niedergang der Lesekultur durch das Fernsehen beklagen darf, sind die übrigen Artikel lesenswerte Beiträge zum Thema. Daß die Auswahl etwas willkürlich wirkt, liegt wohl daran, daß einige Aufsätze offenbar Abfallprodukte von Recherchen für die ZDF-Kultursendung „aspekte“ sind. So profitiert die Sammlung von den Verwertungsmechanismen, die sie kritisiert. Sozusagen das Buch zum Fernsehbeitrag. Tilman Baumgärtel
Brinkemper/ von Dedelsen/ Seng: World Media Park – Globale Kulturvermarktung heute. Aufbau Taschenbuch Verlag, 16,80 DM
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