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Razzia in Schwulenkneipe

■ Polizisten schlugen Gäste der Schwulenkneipe »Tabasco« bei einer Razzia krankenhausreif/ »Sowas gab's seit den sechziger Jahren nicht mehr«

Berlin. Ungewohnten Besuch bekam Freitag nacht die Schöneberger Schwulenkneipe »Tabasco«. Augenzeugen zufolge drangen um 0.05 Uhr vierzig Polizeibeamte in Kampfuniform gewaltsam in das Lokal in der Fuggerstraße ein, schubsten die überraschten Gäste mit gezücktem Knüppel an die Tische und kontrollierten ihre Personalien. Mehrere Lokalbesucher seien von Polizisten geschlagen und verletzt worden, einer habe mit dem Notarztwagen ins Krankenhaus gebracht werden müssen. Während der einstündigen Razzia hatte die Polizei nach Berichten von Anwohnern die Kreuzung Fugger-/Motzstraße weiträumig abgesperrt.

»Eine Razzia dieser Art gab es das letzte Mal in den sechziger Jahren«, sagte Tabasco-Geschäftsführer Dieter Fütterer. Die Polizisten hätten den Türsteher »regelrecht überrannt«, Gäste beschimpft, sie an den Haaren gezogen und den Gang zur Toilette verwehrt.

Ein Rechtsanwalt berichtete, daß er von einem Polizisten »ohne Grund mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen« wurde. Laut Fütterer haben sich Beamte geweigert, ihre Dienstnummer preiszugeben.

Tabasco-Pächter Uli Menze wies darauf hin, daß die Polizisten in seinem Lokal, in dem auch Stricher verkehren, weder Gäste unter achtzehn Jahren noch rumänische oder polnische Jungs ohne Aufenthaltsgenehmigung entdeckt hätten. Gegenüber den Gästen habe der Einsatzleiter die Rambo-Razzia mit den Worten begründet, es handele sich um eine »routinemäßige Begehung«. Dagegen lagen dem polizeilichen Lagedienst gestern auf Anfrage »keine Meldungen über einen Einsatz in einem Lokal Tabasco« vor.

Dies ist umso erstaunlicher, als daß im Anschluß an die Razzia Freunde der verletzten Gäste eine Funkstreife riefen, um die randalierenden Polizisten wegen vorsätzlicher Körperverletzung im Amt anzuzeigen. Die »Vorgangsbestätigung« liegt der taz vor. Der Tabasco-Pächter will heute Anzeige wegen Hausfriedensbruch, Nötigung und Sachbeschädigung nachreichen.

»Gerade in den letzten Monaten war unser Verhältnis zur Polizei viel besser geworden«, wundert sich Uli Menze. Insbesondere nach Gesprächen mit dem Homo-Beauftragten der Polizei, Heinz Uth, habe man durchsetzen können, daß bei Razzien in Stricherlokalen nur drei Beamte mit dem Wirt von Tisch zu Tisch gehen und stichprobenartig Personalien kontrollieren. Den »Sinneswandel« der Polizeiführung kann sich Menze nur damit erklären, daß »Herr Uth offensichtlich eine Alibifunktion besitzt«. Bereits im vergangenen Jahr waren Uths Bemühungen, das Vertrauen von Schwulen in die Polizei zu gewinnen, durch Übergriffe auf Gäste des Café Anal und des Kaffee Graefe unterlaufen worden. Innensenator Heckelmann hatte erklärt, die Arbeit des Homo-Beauftragten finde ihre Grenzen, »wenn polizeiliches Handeln dringend geboten ist.« mize

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