: Rathaus koordinierte Gästehausabriß
■ Staatsrat Fuchs war die Bereitschaft Maritims zum Rückverkauf bekannt
Die Bereitschaft Maritims, das jetzt abgerissene Senats -Gästehaus an die Stadt Bremen zurückzuverkaufen, war im Rathaus bekannt. Der Chef der Senatskanzlei, Andreas Fuchs, bestätigte gestern gegenüber der taz: Die Geschäftsführerin von Maritim, Frau Gomolla, hatte Fuchs gegenüber zwar das weitere Interesse von Maritim an der Nutzung des Grundstücks bestätigt - drei Tage bevor Bausenator Konrad Kunick die Abrißgenehmigung gab -, gleichzeitig aber bekundet, daß Maritim dem Senat keine Steine in den Weg legen wolle, wenn der sich für einen Rückkauf des Gebäudes entscheide. Auch über mögliche Konditionen wurde gesprochen. Laut Fuchs hätte die Stadt den Kaufpreis plus die Maritim entstandenen Planungskosten zahlen müssen. An dem Tag, an dem Fuchs mit Gomolla telefonierte, war im Grundstücksausschuß ein Antrag des CDU-Abgeordneten Günter Klein, mit Maritim über Erhalt
oder Rückkauf des Hauses zu verhandeln, von der SPD mit Nichtbefassung beschieden worden.
Damit ist klar, was die CDU vorgestern noch vermutet hatte: Zwar hat Bausenator Kunick die Abrißverfügung unterschrieben, die Drähte für das Geschäft aber wurden von Fuchs, also in Bürgermeister Wedemeiers Amtsbereich, gezogen. Fuchs, der auch schon entscheidend beim Verkauf des Ratskellers an Maritim mitgewirkt hatte, sagte gestern, er sei von Kunick und Finanzsenator Claus Grobecker gebeten worden, mit Maritim über die Einpassung des neuen Gebäudes in die Umgebung der Parkallee zu verhandeln.
Daß es zum Verkauf an Maritim eine Alternative mit garantiertem Erhalt des Gebäudes gegeben habe, behauptete gestern der FDP-Fraktionsvorsitzende Claus Jäger. Der Stadt habe im Juli 1989 das Angebot eines Bremer Anwalts vorgelegen, der zunächst 1,3 Millionen zahlen
wollte, und dann 1,5 Millionen bot. Maritim hatte für 1,55 Millionen Mark den Zuschlag erhalten. Der Pressesprecher des Finanzsenators, Denkmann, bestätigte, daß es ein Alternativangebot von 1,3 Millionen Mark gegeben habe. Die Grünen forderten den Senat auf, alle Absprachen und Angebote zwischen Maritim und der Landesregierung offenzulegen.
Gestern haben sich CDU, Grüne und FDP auf ein gemeinsames parlamentarisches Vorgehen geeinigt. Der Mißtrauensantrag gegen Konrad Kunick soll auf einer Sondersitzung nach Ostern verhandelt werden. Begründet wird er mit fachlicher Inkompetenz sowie unklaren Verantwortungs- und Entscheidungsstrukturen im Bauressort. In Sachen Abriß des Gästehauses werden Kunick und dem Senat in acht Punkten Fehler, Versäumnisse und Mißachtung von Parlament und Beirat Schwachhausen vorgeworfen.
hbk
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