Rassistischer Mord an Iraker in Leipzig: Bundesgerichtshof bestätigt hohe Strafe
Im Oktober 2010 erstach ein Neonazi in Leipzig einen 19-jährigen Iraker. Das Landgericht verhängte eine besonders hohe Strafe. Nun hat der Bundesgerichtshof eine Revision des Täters verworfen.
KARLSRUHE/LEIPZIG epd/taz | Im Prozess um den gewaltsamen Tod eines jungen Irakers hat der Bundesgerichtshof das Urteil des Landgerichts Leipzig gegen einen Neonazi bestätigt. Der zur Tatzeit 32 Jahre alte und beträchtlich vorbestrafte Angeklagte Marcus Eckhardt hat demnach am 24. Oktober 2010 in der Nähe des Leipziger Hauptbahnhofes den 19-jährigen Kamal K. erstochen, heißt es in einem am Montag in Karlsruhe veröffentlichten Beschluss. Der 5. Leipziger Strafsenat des Bundesgerichtshofs hat die Revision des Angeklagten durch Beschluss als unbegründet verworfen. Das Urteil ist damit rechtskräftig. (AZ: 5 StR 490/11)
Nach den Feststellungen des Landgerichts Leipzig habe der heute 33-Jährige die Tat aus rassistischem Hass begangen, so der BGH. Dabei befand er sich wegen starker Alkoholisierung im Zustand verminderter Schuldfähigkeit. Das Landgericht Leipzig hatte im Juli 2011 den Angeklagten wegen Mordes zu einer Freiheitsstrafe von 13 Jahren verurteilt und Sicherungsverwahrung angeordnet.
Der Täter habe am Abend des 24. Oktober 2010 in der Nähe des Leipziger Hauptbahnhofs "grundlos Streit" mit dem 19-jährigen Kamal K. gesucht. Im Laufe der Auseinandersetzung sei der Iraker zunächst geschlagen und mit Pfefferspray besprüht worden. Schließlich habe der Angreifer den Iraker mit einem Klappmesser so schwer an der linken Bauchseite verletzt, dass dieser noch am gleichen Tag im Krankenhaus starb.
Die Leipziger Richter hatten es als erwiesen angesehen, dass der Mann den jungen Iraker mit voller Absicht getötet hatte. Mit dem damaligen Urteil übertrafen die Richter sogar die Forderungen der Staatsanwaltschaft, die wegen der starken Trunkenheit des Täters zum Tatzeitpunkt auf Totschlag plädiert hatte. Sein 29-jähriger Mittäter, Daniel Kappe, der ebenfalls der rechten Szene zugeordnet wird, wurde wegen gefährlicher Körperverletzung zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.
Der Fall "Kamal K." hatte in den vergangenen Monaten immer wieder für Aufsehen gesorgt, da die Staatsanwaltschaft in Leipzig ein politisches Motiv in Form von Rassismus für die Tat ausgeschlossen hatte. Heimtücke oder niedere Beweggründe, die auf einen Mord hinweisen würden, lägen deshalb nicht vor, argumentierten die Ankläger.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
Kanzlerkandidat-Debatte
In der SPD ist die Hölle los
Russischer Angriff auf die Ukraine
Tausend Tage Krieg
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Verfassungsklage von ARD und ZDF
Karlsruhe muss die unbeliebte Entscheidung treffen
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört