: Rassisten nutzen Oppositionsverbot
■ Botha rechtfertigt Maulkorb-Erlaß / Rassisten demonstrieren Weizsäcker schlägt Zimbabwe als Modell für Südafrika vor
Johannesburg (rtr/dpa/afp) – Den Maulkorb-Erlaß gegen 18 Oppositionsgruppen hat Südafrikas Präsident Botha auf einer Wahlkampfveranstaltung in Standerton als Maßnahme zur „Verhinderung einer kommunistischen Diktatur“ gerechtfertigt“. Am Samstag versammelten sich unterdessen in Pretoria Tausende weißer Extremisten – die meisten waren in Braunhemden erschienen – zu einer offen rassistischen Großkundgebung. In einer Petition fordern die Anhänger der „Afrikaaner Weerstandsbewegung“ (AWB) einen unabhängigen weißen „Afrikaner-Staat“. Botha warfen sie Verrat an den weißen Südafrikanern vor.
In Addis Abeba hat zugleich die „Organisation Afrikanischer Einheit“ (OAU) bei ihrer Außenministerkonferenz verbindlichere und umfassendere Wirtschaftssanktionen der Industrienationen gegenüber Südafrika gefordert. Kritisiert wurde auch, daß das Öl-Embargo gegen Pretoria immer wieder durchbrochen werde, denn gerade Erdöl sei „das einzig strategische Produkt, an dem es Südafrika mangelt“. Schon kurz nach Bekanntwerden des Maulkorb- Erlasses hatten die OAU-Minister eine Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrates verlangt.
Vor seiner zweiwöchigen Afrika-Reise hatte Bundespräsident von Weizsäcker das Zusammenleben von Schwarzen und Weißen in Zimbabwe als beispielhaft für die Überwindung der Rassentrennung in Südafrika bezeichnet. Weizsäcker, der morgen zum Besuch vier afrikanischer Länder aufbricht, sagte in einem heute vorab verbreiteten Interview der Zeitung Express, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Südafrika sei in Zimbabwe unter korrekter und fairer Einhaltung der einst getroffenen Vereinbarungen dieses Zusammenleben erreicht worden.
Für die Anti-Apartheid-Bewegung hatte der Kirchenführer Allan Boesak am Freitag in der Universität Kapstadt unter dem Beifall von ca. 3.000 Zuschauern erklärt, er denke nicht daran, den Erlaß der Regierung zu beachten. Der Widerstand beginne sofort, sagte Boesak. Für das Wochenende waren in Kapstadt und Johannesburg Protestgottesdienste vorgesehen.
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