Rassismus: Großdemonstration für "Jena Six"
Um gegen die harte Bestrafung für sechs schwarze Jugendliche und Rassismus in der US-Justiz zu demonstrieren, gingen Zehntausende in Jena auf die Straße.
WASHINGTON dpa/afp Im US-Bundesstaat Louisiana haben am Donnerstag tausende Menschen gegen Rassismus in der Justiz demonstriert. Die überwiegend schwarzen Demonstranten zogen durch die kleine 3000-Einwohner-Stadt Jena, wo es in den vergangenen Monaten verstärkt Spannungen zwischen Schwarzen und Weißen gegeben hatte. Auslöser war ein Streit zwischen Schülern gewesen. Vor einem Jahr hatte ein schwarzer Schüler versucht, auf seinem Schulhof eine inoffizielle Trennlinie zwischen Schwarzen und Weißen zu überschreiten und sich entgegen der ungeschriebenen Gesetze unter einen für Weiße "reservierten" Baum zu setzen. Am nächsten Tag fanden sich an dem Baum Schlingen vor - ein Symbol der gegen Schwarze gerichteten Lynchjustiz in den US-Südstaaten.
Daraufhin kam es auf dem Schulhof und an anderen Orten der Stadt zu Kämpfen zwischen Angehörigen der beiden Hautfarben. In der Schule wurde ein Brand gelegt, nachdem der Direktor den Vorfall als "Dummejungenstreich" bezeichnet und sich geweigert hatte, die drei für die Schlingen verantwortlichen weißen Schüler der Schule zu verweisen. Sechs schwarze Schüler, die als "Jena Six" bekannt wurden, wurden dagegen nach einer Prügelei wegen versuchten Mordes verurteilt. Die Strafen wurden später reduziert. 85 Prozent der Einwohner Jenas sind Weiße und zwölf Prozent Schwarze.
Der Nachrichtensender CNN sprach unter Berufung auf die Polizei von 15 000 bis 20 000 Demonstranten. Die Demonstranten, unter ihnen auch der Sohn des 1968 ermordeten schwarzen US-Bürgerrechtlers Martin Luther King war, warfen der Staatsanwaltschaft Voreingenommenheit und Rassismus vor. US-Präsident George W. Bush sagte am Donnerstag, die Ereignisse von Louisiana stimmten ihn "traurig". "Und ich verstehe die Emotionen", fügte er hinzu. Das Justizministerium und die Bundespolizei FBI überwachten die Lage vor Ort. Alle Bürger der USA wünschten Fairness in der Justiz.
Die Demonstranten kamen in Bussen und Autos unter anderem aus weit entfernten Städten wie New York, Los Angeles und Atlanta nach Jena. Viele Ladeninhaber hatten vorsorglich ihre Geschäfte nicht geöffnet. Auch Schulen und Gemeindebehörden blieben geschlossen. Anwohner bestritten laut CNN, dass es Rassenkonflikte in dem Ort gebe.
Seit rund einem Jahr kommt es in Jena immer wieder zu Spannungen zwischen Schwarzen und Weißen. Der Weiße Schüler war im Dezember vergangenen Jahres von den sogenannten Jena 6 - sechs schwarzen Klassenkameraden - geschlagen worden. Einer von ihnen sitzt noch in Haft. Am Donnerstag wurde bekannt, dass es innerhalb von drei Tagen eine gerichtlich Anhörung in dem Fall geben werde. Der Bezirksstaatsanwalt Reed Walters bestreitet einen rassistischen Hintergrund der Strafverfolgung.
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