Rassismus im türkischen Fußball: Unschöne Worte im „Süper Finale“
In den Playoffs der türkischen Liga gibt es derzeit nur ein Thema: Ein Fußballprofi von Fenerbahce Instanbul ist wegen rassistischer Äußerungen gesperrt worden.

Fenerbahce-Mittelfeldspieler Emre Belözoglu, 31, soll einen afrikanischen Gegenspieler rassistisch beleidigt haben. Im ersten Derby der neuen Meisterschaftsrunde gegen Galatasaray wird Emre fehlen, der türkische Verband hat ihn vorerst gesperrt.
„Ich gebe zu, es waren sehr unschöne Worte, die wir beide uns gesagt haben“, erklärt Fenerbahce-Mittelfeldspieler Belözoglu nach dem 2:0 bei Trabzonspor am Sonntag, „aber den Rassismus-Vorwurf weise ich entschieden von mir.“
Der Sieg das Spitzenklubs zum Auftakt der hochtrabend „Süper Final“ betitelten Meisterschaftsrunde in der Türkei rückte schnell in den Hintergrund. Emre soll Trabzons ivorischen Mittelfeldspieler Didier Zokora gleich mehrfach rassistisch beleidigt haben.
Der Vorwurf indes bekommt zusätzliche Brisanz durch die unappetitliche Vorgeschichte des türkischen Nationalspielers. Bereits im Trikot von Newcastle United 2007 ist Emre mehrfach aufgefallen, zwei Mal hat die englische FA gegen ihn ermittelt, jedoch letztendlich keine stichhaltigen Beweise gefunden. In den vergangenen Tagen hat sich der für seine Aggressivität bekannte Emre wieder ein wenig vergaloppiert: „Ich habe lange im Ausland gespielt und wurde oft selbst übelst beleidigt. ’Dreckiger Türke‘, ’dreckiger Moslem‘ – ich musste mir vieles anhören. Meine Brüder Hamit oder Halil Altintop sind meine Zeugen.“
Fußballer bleibt vorerst gesperrt
Nicht nur wollten sich die beiden früheren Bundesligaspieler auf Nachfrage nicht zum Sachverhalt äußern, auch im eigenen Verein scheint Emre nur wenig Unterstützung zu haben. Trainer Aykut Kocaman soll seine tiefe Enttäuschung zum Ausdruck gebracht haben.
Neues Öl ins Feuer gießt die Tageszeitung Takvim, die von einem Geständnis Emres im Gespräch mit Kocaman wissen will. Zokora soll Emres Mutter beleidigt haben. Dann habe das eine Wort zum anderen geführt.
Die „Türkiye Futbol Federasyonu“ (TFF), der Dachverband des Landes, greift hart durch. Emre ist mittlerweile bis auf weiteres gesperrt worden, eine Strafe von bis zu acht Partien ist möglich. Ein Einsatz am Sonntag im zweiten Spiel der Runde, ausgerechnet im Derby bei Galatasaray, ist somit ausgeschlossen. Der Erzrivale ist der Topfavorit auf die Meisterschaft, es wäre die 18. für den Traditionsverein mit den gelb-roten Leibchen.
Galatasaray hat „Respekt verdient“
Galatasaray ist nach mehreren erfolglosen Jahren mit noch mehr erfolglosen Trainern wieder zum Spitzenklub geworden – und zum ersten Mal seit Jahren mehr als nur ein Konkurrent für „Fener“. „Gala“-Trainer Fatih Terim hat in seiner bereits dritten Amtszeit die Mannschaft wieder auf Erfolg getrimmt. Zuletzt gab es zehn Spiele ohne Niederlage.
„Es macht mich stolz, wie mein Team die Liga bestimmt hat. Die Spieler haben sich wieder Respekt verdient“, sagt Terim. Auf der Gegenseite muss sich Emre indes etwas gedulden, bis er sich wieder „Respekt verdienen“ kann.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart