: Rapper Kaas ist unschuldig
betr.: „Unser aller Geballer“, taz vom 13. 3. 09
Ich finde die Tat scheußlich und absolut grauenhaft. Jedoch finde ich die Reaktionen aus der Politik und der Presse mit ihrer Suche nach einem/einer Schuldigen sehr überzogen. Zum einen fällt auf, dass sofort wieder das Wort Killerspiele im Raum steht. Auf dieses möchte ich hier aber gar nicht eingehen. Viel schlimmer finde ich es, dass nun Leuten wie dem Rapper Kaas die Schuld gegeben wird. Er hat vor einigen Wochen ein Lied namens „Amok Zahltag“, veröffentlicht, in dem er aus der Sicht eines Amokläufers rappt. Er wollte am Freitag, den 13. März, das gleichnamige Album veröffentlichen, hat es aber aufgrund der aktuellen Ereignisse zurückgezogen.
Das Video zu „Amok Zahltag“ wurde vor einigen Wochen veröffentlicht, jedoch niemals ausgestrahlt. Es war lediglich im Internet zu finden. Es enthielt Szenen eines Amoklaufes und war ab 18 freigegeben. Es war zu sehen, wie ein Schüler Amok läuft und sich zum Schluss das Leben nimmt. Zu Beginn des Videos wurde ein 20 Sekunden langer Text eingeblendet, in dem sich das Label und der Rapper zu dem Video und dem Text äußern. Es wird gesagt, dass Kaas früher selber Mobbingopfer mit Depressionen war und er selber darüber nachdachte, Amok zu laufen. Er verarbeitet in diesem Lied seine persönliche Vergangenheit und nimmt deutlich Abstand von Gewalt.
Es gibt noch weitere Beispiele für derartige Lieder, wie „Columbine“ von Olli Banjo & Jonesmann, „Amoklauf“ von Curse und Olli Banjo sowie „Letzter Schultag“ von Swiss. All diese Lieder sollen eine Warnung sein: Nicht die Medien beziehungsweise die Musik sind schuld an den Amokläufen, sondern die Gesellschaft. Wir alle sind mit schuld daran, dass Amokläufe passieren. MARC JESSE, Stuttgart