■ Soundcheck: Randy Newman / Sister Double Happiness
Gehört: Randy Newman. Noch mehr Rauheit hat sich auf seine Stimme gelegt. Mit noch mehr Drastik vermag der bald 51jährige dadurch seine bitteren Songs zu würzen. Und auch von der streckenweise versagenden Gesangsanlage ließ sich Randy Newman am Sonnabend in der ausverkauften Musikhalle nicht aus dem Konzept bringen. Und wenn das Publikum ihn schon mal nicht hören konnte, so forderte er es auf: „Na, dann erzählt ihr mir doch mal was.“ Er näselte sich durch seine altbekannten, brillanten Nörgeleien, von „Yellow Man“ bis „Birmingham“, und die großen Leute im Parkett amüsierten sich wieder einmal über „Short People“. Tja, und auf seine Heimat, die USA, schoß er wieder seine beliebten Breitseiten ab. Ganz grau ist sein Haar geworden, wie das seiner älteren Fans, die sich an seinem Zynismus noch immer gern erfrischen.
jkn/Foto: JMS
Heute abend: Sister Double Happiness. Es ist wahr: Der Blues kommt aus Texas. Sister Double Happiness kommen aus Texas. Punk ist vorbei. Und Gary Floyd hat eine Stimme, die Herzen zerreißt. Diese Band bietet Destilliertes aus zwei Welten, aus wurzeligem Punkrock und getragener Südstaaten-Lyrik. Was der Herbst in diesem Jahr anfing, wird mit ein wenig Glück heute abend in der Fabrik vollendet: Der konzentriert lauschende Hanseat, im Kopf bestückt mit prägnanten Theorien über die Band, wird entweder denselben verlieren oder wahlweise in tiefe Depression verfallen. Die Hoffnung besteht, daß dies eines der wohlig-wärmsten Konzerte in der Stadt wird, seit die Mekons zuletzt die Bühne in der Großen Freiheit verlassen haben. Es ist natürlich völlig übertrieben, daß nun vierhundert Jahre Rockmusik neu geschrieben werden müßten, aber wer Waiting For Anyone vom letzten Album Horsey Water ohne Herzstillstand übersteht, ist sicherlich aus Stein gemacht und bleibt besser zu Haus.
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Fabrik, 21 Uhr
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