: Randale um Fische
■ Die französischen Fischer demonstrierten gegen Billigimporte
Paris/London (AFP) – Auf dem Pariser Großmarkt Rungis kam es gestern zu schweren Zusammenstößen zwischen rund 1.200 bretonischen Fischern und einem umfangreichen Aufgebot von Sicherheitskräften. 21 Menschen wurden verletzt. Mit Eisenstangen bewaffnete Demonstranten drangen in die Markthalle ein und zerschlugen Fischstände: bisheriger Höhepunkt der neuen Auseinandersetzungen um billige Fischimporte in Frankreich. Im weiteren Tagesverlauf kam es auch in Boulogne-sur- Mer, das ein bedeutender Umschlaghafen für Importfisch ist, erneut zu Zusammenstößen.
Fischereiminister Jean Puech erließ einen Appell zur Ruhe. „Wir haben unsere Fischer verstanden“, sagte er im Fernsehen. Die französische Regierung hatte schon am Mittwoch Hilfsmaßnahmen im Umfang von 300 Millionen Franc (rund 90 Millionen Mark) beschlossen. Die Unterstützung soll in Form von Subventionen und zinsgünstigen Darlehen gewährt werden. Umsonst: In Saint-Brieuc (Bretagne) verwüsteten rund 150 Fischer gestern eine Tiefkühlhalle, in der mehrere Tonnen Importfisch gelagert waren. Die Demonstranten forderten erneut eine Preisgarantie und Maßnahmen gegen Fischimporte.
Nur die Reedereien haben sich zufrieden geäußert über die Hilfe der Regierung. Ein Vertreter der Fischerei-Gewerkschaft dagegen erklärte, die Forderung der Fischer nach garantierten Mindestpreisen bleibe bestehen. Er rief dazu auf, am Freitag in Rennes anläßlich eines geplanten Besuchs von Premierminister Edouard Balladur friedlich zu demonstrieren.
Zwei schottische Firmen stellten unterdessen Schadenersatzforderungen an die französische Regierung, weil protestierende Fischer am Dienstag im Hafen von Roscoff in der Bretagne einen Lastwagen mit Fisch im Gesamtwert von umgerechnet rund 100.000 Mark angehalten und die Ladung vernichtet haben. Der britische Fischereiminister Michael Jack beklagte sich in einem Brief an seinen französischen Kollegen über die „schändlichen Gewaltakte“. Die Kanalfährengesellschaft Brittany Ferries will auf ihren täglichen Fahrten von Plymouth keinen Fisch mehr transportieren, solange nicht gewährleistet ist, daß es auf der französischen Seite deswegen nicht zu Ausschreitungen kommt.
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