piwik no script img

Ramba Sandale, Sambasta!

■ Katz und Maus im Milchquartier: Der Karneval zum Zehnten

Gäbe es nicht Kopfsteinplaster, sondern Parkettboden im Viertel, dann hätte es vielleicht bis nach Lilienthal hinausgewummert. Der 10. Bremer Karneval zog Samstag durch die Gassen – und es lag mottogemäßbeileibe nicht nur „was in der Luft“. Millimetergenau traf das Pochen auf den großen Trommeln hinters Brustbein. Das Klakkern auf den kleineren Schlaghäuten nistete sich vorne im Gehörgang ein, und das Scheppern der Schellen erwischte sensible Membranen im Kleinhirn. Samba, Samba und kein Erbarmen für selbstausgelöst schwingende Hüften.

Ein alter Bekannter alias Rattenfänger hätte diesmal seine wahre Freude an den BremerInnen gehabt: Grün-goldene Insekten, blutleere Vampire und eine eifrige Putzkolonne aus Wonne – um nur drei von insgesamt 23 Combos zu deklarieren – ließen den Pulk erst vorm Theater auf der Stelle und dann durch ein Tor ins Milchquartier wackeln. Letzteres war das Ziel und präsentierte sich als „andere Welt“. So der Wille der KarnevalistInnen, die keine Parade mehr aufbieten und schon gar nicht sich dem Freimarktsumzug annähren mochten. Das Milchquartier und seine mit Wölkchen dekorierten Plätzchen und Eckchen galt es grüppchenweise zu okkupieren.

Die meisten Rättinnen und Ratten aber wollten erst einmal Spalier stehen und alle sehen, und nur wirklich infizierte ließen sich auf dieses Katz-und-Maus-Spiel in des Viertels Gassen ein. Hier und da schob man sich zusammen, Bremer Samba traf auf Hannoveraner auf Niederländischen, man begegnete sich untereinander – und trommelte und trillerte, so daß die Milchquartier-BewohnerInnen heimlich beneidet wurden. Kneipen und Stände boten Energiedrinks an. Ab und an wurden Einzelpersonen auf der Suche „nach Sambasta“ oder „Ramba Sandale“ bemerkt.

Am Ende aber vereinten sich alle glücklich „vorm Engel“, spielten zum großen Finale auf, und die Polizei soll sogar spontan den Ostertorsteinweg noch bis 19 Uhr kostenfrei gesperrt haben. sip

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen