Ralf Sotscheck : Verdächtig runde Steine
Die kleine schottische Insel Easdale ist im vergangenen Monat von einem Skandal erschüttert worden. Bei den Weltmeisterschaften im Steinhüpfen oder Flitschen, bei dem man flache Steine so über ein Gewässer wirft, dass sie möglichst oft abprallen, bevor sie versinken, ist massiv betrogen worden.
Die Regeln besagen, dass die Teilnehmer nur unbearbeitete Steine aus dem einheimischen Schiefer verwenden dürfen, aber der Organisator Kyle Mathews sagte, dass es „schändliche Taten“ gegeben habe. Einige der Teilnehmer hatten „verdächtig runde Steine“ verwendet. Sie hatten sie abgeschliffen, um ihre Sprungkraft zu verbessern. Mathews erklärte, dass die Teilnehmer künftig nur noch vorselektierte Steine verwenden dürfen und ihnen dadurch die Freude an der eigenen Auswahl entgehen werde.
Die Weltmeisterschaft findet seit 1997 auf der Schieferinsel statt. Easdale hat nur 60 Einwohner, aber in diesem Jahr kamen mehr als 2.200 Teilnehmer aus 27 Ländern zum Flitschen. Weltrekordhalter laut dem „Guinness-Buch der Rekorde“ ist seit 2013 ein Kurt Steiner, der wirklich so heißt, mit 88 Sprüngen, wobei er eine Distanz von fast 100 Metern überbrückte.
Aber „Flitschgate“ ist nur die jüngste in einer langen Reihe von skurrilen Betrugsgeschichten in Sportarten, bei denen man solche Gemeinheiten nicht unbedingt erwarten würde – wie bei „Conkers“, dem in England beliebten Kastanienkampf. Dabei schlagen die Teilnehmer mit einer zufällig ausgewählten Rosskastanie, die an einer Schnur hängt, abwechselnd auf die Frucht des Gegners ein. Wer die Kastanie des anderen zertrümmert, hat gewonnen.
Voriges Jahr wurde der 82-jährige David „King Conker“ Jakins bei den Conker-Weltmeisterschaften in Northamptonshire des Betrugs verdächtigt, als man bei ihm eine bemalte Stahlkugel gefunden hatte, die einer echten Kastanie täuschend ähnlich sah. Er behauptete, er habe die Kastanie nur zum Spaß dabeigehabt.
Beim Curling, bei dem ein Wettkämpfer den Spielstein auf dem Eis anschiebt und andere wie Derwische fegen, um den Lauf des Steins zu beeinflussen, würde man nicht unbedingt Doping vermuten. Aber eine kanadische Nationalspielerin wurde auf eine leistungssteigernde Droge positiv getestet, die sie wie auf Speed hatte fegen lassen.
Auch beim Angeln wird gern geschummelt. Ein Matthew Clark gewann vor einigen Jahren das Turnier des „Guernsey Bailiwick Bass Club“, als er einen fast 14 Pfund schweren Barsch fing. Doch dem Zweitplatzierten kam Clarks Fang wegen der Markierungen am Kopf bekannt vor. Er hatte das nasse Tier im örtlichen Aquarium kennengelernt. Als er im Aquarium nachschaute, fand er das Barschbecken leer.
Clark hatte den Fisch nicht nur gestohlen, sondern ihn nach dem Sieg auch an einen Händler verkauft, so dass das Aquarium nur den Kopf und die Schwanzflosse zurückbekam.
Gemeinsam für freie Presse
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen