Die Wahrheit: Man kann den Iren nicht trauen
Auf der grünen Insel vermischen sich Realität und Fiktion leichter als anderswo, mitunter werden aber auch faustdicke Lügen aufgetischt.
I rland ist ein Mekka für Flunkereien, Notlügen und Euphemismen. Jüngstes Beispiel ist der speichelleckerische Auftritt des irischen Premierministers Micheál Martin im Weißen Haus. „Meiner Meinung nach gibt es nichts Edleres, als das Streben nach Frieden, und das ist es, was Sie tun“, hauchte er US-Präsident Donald Trump in Ohr, ohne mit der Wimper zu zucken.
Margaret Thatcher hat einmal gesagt: „Man kann den Iren nicht trauen, sie sind alle Lügner.“ Das mag übertrieben sein, aber wenn man in die Geschichte zurückblickt, stößt man auf viele Indizien, schrieb Jennifer O’Connell in der Irish Times.
The Irish Hospitals Sweepstake zum Beispiel, eine auf Pferderennen basierende Lotterie, zog mehr als ein halbes Jahrhundert lang den Iren das Geld für den Aufbau des Krankenhaussystems aus der Tasche. Die Sache flog auf, als bei einer Untersuchung herauskam, dass die Krankenhäuser nicht mal 10 Prozent des Profits erhielten. Der Rest versickerte für „Verwaltungskosten“. Darüber hinaus war die Lotterie manipuliert, die großzügigen Spender gewannen stets die von ihnen gestifteten Sachpreise.
Das funktionierte auch im Kleinen. Unser damaliger Nachbar verkaufte uns jedes Jahr Lose für den Weihnachtsbasar der Firma, in der er arbeitete. Dank einer schier unglaublichen Glückssträhne griff jedes Mal ein Mitglied seiner Familie den Hauptpreis ab – meistens ein Elektrogerät, sodass ihr Haushalt immer auf dem neuesten technischen Stand war. Nur ein Telefon besaßen sie nicht, sodass sie zu uns kamen, um zu telefonieren, bis wir einen Münzfernsprecher einbauen ließen.
Auch bei anderen Gelegenheiten versucht so mancher, den Zufall auszuschalten. Berühmt geworden ist Gay Future, womit nicht der Science-Fiction-Podcast gemeint ist, der im Jahr 2062 spielt und in dem alle Amerikaner schwul sind. Es ist vielmehr der Name eines flinken Rennpferds, das vor einer Kontrolle gegen einen lahmen Gaul ausgetauscht wurde, um die Quoten hochzutreiben. Zum Rennen trat dann der echte Gay Future an, und der irische Wettbetrüger sahnte 250.000 Pfund ab. Als er entlarvt wurde, musste er 1.000 Pfund Strafe zahlen.
In einer anderen Sportdisziplin, dem Fußball, stand ein Mittelstürmer mit den typisch irischen Namen Tony Cascarino im Mittelpunkt. Er absolvierte 88 Länderspiele für Irland, obwohl sein Antrag auf einen irischen Pass abgelehnt worden war. Er hatte behauptet, dass sein Opa, ein gewisser Michael O’Malley, aus Westirland stammte. Tatsächlich war dieser O’Malley aber gar nicht der Vater seiner Mutter.
Ebenso erging es Tausenden von Iren und Irinnen, die in katholischen Klöstern von ledigen Müttern geboren und gleich danach von den Nonnen an kinderlose Paare aus den USA verkauft worden waren. Vielleicht ist das ja auch Trump widerfahren. Sein Hang zu Lug und Trug ist zumindest ein Indiz.
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