Radiosender für Berlin und Brandenburg: Bedarf noch nicht gedeckt
Endlich: Ein neuer Sender soll die Verbundenheit von Berlin und Brandenburg unterstreichen. Nach den Besonderheiten sucht man im B2-Programm aber vergebens.
Oliver Dunk ist ein Fan vom "Bett im Kornfeld". Das sei der Schlager schlechthin, sagt er. Bislang war der 48-Jährige Geschäftsführer des Brandenburger Regionalsenders Oldiestar. Der soll nun Platz machen für den Privatsender Radio B2, der seit diesem Mittwoch über den Äther geht. Seit 6 Uhr ist er in Berlin auf der Frequenz 96,7 und in Brandenburg auf 98,2 zu empfangen. 2005 hatte Dunk Oldiestar in Oranienburg gestartet. Mit der Ablösung durch B2 und den Namen will er die Verwurzelung der beiden Bundesländer Berlin und Brandenburg unterstreichen. Der Sender sehe sich als "Bindeglied der Hauptstadtregion", sagt er. Im vergangenen Jahr hatte Dunk zu einem Namenswettbewerb aufgerufen, den ein Berliner Polizist gewonnen hat: Eine Bundesstraße, die beide Länder durchquert, trägt den Namen B2.
Mit dem Motto "Starke Hits, klasse Oldies" sollen die älteren Hörer von Oldiestar gebunden werden. Mit dem Gesamtprogramm hofft Dunk die Altersgruppe zwischen 35 und 65 Jahren anzusprechen. Daher sei das Programm so ausgerichtet, dass Radio B2 laut Untersuchungen der Medienanstalt Berlin-Brandenburg über den höchsten journalistischen Wortanteil aller privaten Sender verfügen wird. Auf den legten besonders Menschen in höherem Alter Wert.
Bei der Musik ist ein 50-Prozent-Anteil deutschsprachiger Interpreten vorgesehen. Dunk verweist auf eine von ihm in Auftrag gegebene Studie des Beratungsunternehmens Goldmedia, der zufolge der Bedarf an deutscher Musik in der Region noch nicht gedeckt sei.
Um sich von anderen Radiosendern abzuheben, will Dunk, der das Radiomachen beim Rias und Hundert,6 gelernt hat, mit einem sogenannten "Magazincharakter" den Informationsbedarf der Hörer in allen relevanten Bereichen abdecken. Dazu zählt er Politik, Kultur, Wirtschaft, Soziales, Sport und Kirche. Ein Vorhaben, das wohl auch alle anderen Sender auf dem Markt für sich in Anspruch nehmen würden. Alleinstellungsmerkmale sehen anders aus. Auch, was die Nachrichten angeht: Aus Deutschland und der Welt stündlich rund um die Uhr; aus der Region zwischen 6.30 und 17.30 Uhr sowie 20.30 und 23.30 Uhr jede halbe Stunde.
In den werktäglichen Kulturnachrichten "radio B2 Kultur" am Abend soll die CDU-Bundestagsabgeordnete Monika Grütters regelmäßig Kulturtipps geben. Oliver Dunk übernimmt eine Interviewsendung, die standesgemäß "Chefsache! Macher im Gespräch" tituliert wurde. Darin sollen "Entscheider aus der Region" vorgestellt werden. Erster Gast am kommenden Sonntag (11 Uhr): Brandenburgs Innenminister Dietmar Woidke (SPD). Die musikalischen Bedürfnisse der Hörer sollen verschiedene "Clubs" am Abend abdecken: Pop, Country, Schlager, Rock und Party.
Wenngleich Oliver Dunk anlässlich des Senderstarts allen Grund zur Freude hätte, ist er noch nicht so ganz zufrieden: Er würde B2 auch in Berlin gerne über UKW 98,2 an den Hörer bringen. Dort sendet aber - trotz eines von Dunk betriebenen Vergabeverfahrens - immer noch das christlich orientierte Radio Paradiso. Eine endgültige Entscheidung, wo Dunk sein "Bett im Kornfeld" künftig platziert, steht noch aus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag