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Radio Palästina gefährdet

■ Israelis behindern die Errichtung eines palästinensischen Radiosenders

Tel Aviv (taz) – Israelische Behörden stellen der in den autonomen Palästinensergebieten im Aufbau befindlichen palästinensische Radiosstation PBC massiv Hindernisse in den Weg. Eine Liveübertragung des bevostehenden Besuchs von Jassir Arafat in Jericho und im Gaza-Streifen über einen palästinensischen Hörfunk ist dadurch ernsthaft gefährdet. Der PLO-Chef wird Mitte dieses Monats in den Autonomiegebieten erwartet.

Die Tonstudioausrüstung, die sowohl für einen Ausbildungskurs als auch für die Anfänge der PBC- Radiosendungen selbst dienen soll, liegt seit dem 24. Mai beim israelischen Zoll fest. Entgegen vorherigen Zusagen wurde die 150.000 Mark teure Ausrüstung bisher nicht freigegeben. Die israelischen Behörden verlangen dafür eine Gebühr, die fast dem Gesamtwert der Geräte entspricht. Hinzu kommen Lagerkosten von bisher 800 Mark.

Zudem hat die PBC ernste Schwierigkeiten mit der von Israel zugeteilten Sendefrequenz. Die gleiche Wellenlänge wird bereits von Radiostationen auf Zypern und im Irak benutzt. Darüber hinaus ist diese Frequenz für den zweimal 100 Kilowatt leistungsstarken Sender in Ramallah, der den Palästinensern von israelischer Seite fest zugesagt wurde, ungeeignet. Mehr noch: Bisher wurde den PBC-Mitarbeitern jeglicher Zugang zu dem Sendegebäude verwährt.

An der Einrichtung des Senders ist auch die den Grünen nahestehende Stiftung „Buntstift“ beteiligt. Gemeinsam mit der von der Europäischen Union unterstützten Med-Media führt sie derzeit in Ostjerusalem ein Ausbildungsprogramm für palästinensische Rundfunkredakteure durch. Thomas Hartmann, Ex-tazler und mittlerweile Koordinator dieses Projekts, ist besorgt, daß die Radiosendungen nicht wie geplant am 12. Juni beginnen können, falls die grundlegenden Probleme nicht innerhalb der nächsten Tage gelöst werden. Amos Wollin

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