Radio-Days: Es geht immer billiger
Die Leute vom Privatsender „Radio wir von hier“ feiern. Und auch die KollegInnen von der öffentlich-rechtlichen Welle „Radio Bremen 4“ können jubeln. Wenn im Rundfunk solch eine Gaudi ausbricht, dann ist die Media-Analyse (MA) herausgekommen. Und mit der MA ist es in etwa so wie nach Wahlen: Alle wollen irgendwie gewonnen oder wenigstens nicht verloren haben. Trotz erneuter dramatischer Hörerverluste der Hansawelle betont deshalb zum Beispiel Radio Bremen (RB), insgesamt weiter Marktführer in der Stadt zu sein.
Doch der Abwärtstrend des ehemaligen Quotenriesen Hansawelle dauert schon seit mehr als zehn Jahren an. Er ist auch nicht nur durch die private Konkurrenz zu erklären. Vor diesem Hintergrund lassen sich aus der neuen MA zwei Lehren ziehen. Erstens: Das Herumexperimentieren mit der Musikfarbe der Hansawelle und somit an der Zielgruppe war ein katastrophaler Fehler. Zweitens: Der imposante und rätselhafte Aufstieg des Privatsenders „Wir von hier“ vom Nobody zu einer Massenwelle zeigt, wie billig Radio heute sein kann, um „Erfolg“ zu haben. Ein paar Boulevard-Themen, Staumeldungen, Radarwetter und irgendein bester Mix sind da schon genug. Ob man diese Entwicklung gut findet oder nicht: Wenn immer mehr HörerInnen immer weniger Inhalt ausreicht und wenn den Öffentlich-rechtlichen außer Anbiederung kein Gegenrezept einfällt, werden Leute kommen und den gebührenfinanzierten Rundfunk immer lauter in Frage stellen. Christoph Köster
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