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Radikale Weine von Rainer Schäfer

Liebe Säufer, Trinker und Liebhaber vom Sylvaner, mein Adler braucht Wind unter seinen Flügeln. Deshalb gehe ich mit ihm in Thailand Motorradfahren.“ So verabschiedet sich Michael Teschke von der Kundschaft, wenn es ihn von der heimischen Scholle treibt. Der 46-Jährige mit den langen blonden Haaren gilt als Enfant terrible unter den rheinhessischen Winzern.

Seine Etiketten versah Teschke eine Zeit lang mit Ärschen, aus Protest gegen die „Klassifizierungswut“ anderer Winzer, die ihre Weine mit immer mehr Sternen und Symbolen anpriesen. 1995 hat er begonnen, „Sylvaner zu konjugieren“, seine ältesten Reben wurden 1960 gepflanzt. Schon beim Namen drückt sich sein Eigensinn aus, konsequent hält er am y fest. „Ich habe schon früh gemerkt, dass ich anders ticke“, sagt er. Als Kind wurde Teschke als hyperaktiv eingestuft. Bevor er Winzer wurde, verdingte er sich als Fallschirmspringer einer Eliteeinheit.

Dann verliebte Teschke sich in den „Robin Hood unter den Rebsorten“. Gleich zehn unterschiedliche Weine erzeugt Teschke, einer ist der Sylvaner vom Laurenziberg, auf dem Teschke in der Nähe von Gau-Algesheim lebt. Geerntet wurde dieser gut strukturierte Wein von 53 Jahre alten Reben, er verbreitet Aromen von Mirabellen und Birne. Seine saftige Säure ist harmonisch eingebunden. Bevor er sich mit feinen Kräuternoten verabschiedet, zeigt er am Gaumen gelbe Frucht und etwas Karamell: Er trägt die klare Handschrift von Michael Teschke, der Eminenz dieser gern unterschätzten Rebsorte.

Sylvaner vom Laurenziberg 2013, Weingut Michael Teschke, 8,80 Euro, Vertrieb über: www.weingut-teschke.de

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