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Rache und Vergeltung für die Opfer im Libanon

■ Militante Islamisten bekennen sich zu Anschlag in Kairo. Polizei verhaftet bei Razzia einen der mutmaßlichen Täter. Zwei Fahrzeuge in Südägypten gekidnappt

Kairo (taz) – Nach zweitägigem Stillschweigen bekannte sich am Wochenende die militante islamistische Gruppe „Gamaat al-islamiya“ zu dem Anschlag auf ein Hotel in Kairo. Dabei waren am vergangenen Donnerstag 17 griechische Touristen und ein ägyptischer Parkwächter getötet worden. Offensichtlich verwechselten die Täter die Griechen mit einer israelischen Reisegruppe. Man habe die israelischen Angriffe auf den Libanon vergelten wollen, und das ursprüngliche Ziel seien israelische Touristen gewesen, hieß es in einer Erklärung der Gamaat. Gleichzeitig erneuerte die Gruppe ihre Warnung vom letzten November und forderte alle Touristen auf, das Land zu verlassen.

Die Polizei verbuchte unterdessen erste Erfolge bei ihrer Jagd nach den – wie inzwischen vermutet wird – fünf Tätern. Das vermeintliche Fluchtfahrzeug, ohne Nummernschilder, wurde in der Kairoer Altstadt entdeckt. Nach dem Motto: „Verhaften Sie die üblichen Verdächtigen“, hatte die Polizei laut staatlicher Tageszeitung Al-Ahram, 1.500 Menschen, meist in den Armenvierteln rund um Kairo festgenommen. Dabei soll auch einer der angeblichen Mittäter verhaftet worden sein.

Andere Spuren führen ins südliche Oberägypten. In der Provinz Minya wurden am Abend nach dem Anschlag zwei Fahrzeuge gekidnappt. Einer der Fahrer wurde dabei erschossen. Die Polizei vermutet jetzt einen Zusammenhang zwischen dem Anschlag auf das Hotel und den Entführungen im südlichen Ägypten.

Inzwischen gab das Innenministerium auch indirekt Versäumnisse beim Schutz des Hotels zu. Der Polizeichef Gizehs, in dessen Bezirk sich das Hotel findet, wurde von Innenminister Hassan Al-Alfi entlassen. 13 weitere Offiziere müssen sich wegen Fehlverhalten vor Gericht verantworten. Seit dem Anschlag hat die Polizei ihre Präsenz in Kairo, besonders rund um Hotels verstärkt.

Nach Angaben großer Reiseunternehmen und Hotels, hat sich der Vorfall bisher nicht negativ auf die Buchungen ausgewirkt. Abgesehen von zahlreichen Griechen, die unmittelbar nach dem Anschlag nach Hause geflogen wurden, wurden bislang auch keine massenhaften Urlaubsunterbrechungen registriert. Das griechische Außenministerium lehnte es unterdessen ab, eine Warnung für Reisen nach Ägypten auszusprechen. Diese Praxis sei hier nicht üblich, hieß es aus Athen. „Unglücklicherweise gibt es kein Land auf der Welt, das einen effektiven Weg gefunden hat, mit Terrorismus umzugehen“, ließ der Sprecher der griechischen Regierung, Nikos Athanasakis, verlauten. Karim El-Gawhary

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