: Rache für Otto
■ SV Werder will Revanche / Bayern-Fan Boris Becker drückt Franz die Daumen / Werder verhandelt mit Salzburger Stürmer Pfeifenberger
Die Bayern kommen, und in Bremen flammen Erinnerungen an bessere Zeiten und Revanchegelüste auf. „Wir haben es noch nicht vergessen, daß uns der Rekordmeister im vergangenen Jahr im letzten Spiel die Tour vermasselt hat. Die Niederlage im Olympiastadion hat uns den Titel gekostet“, blickte am Montag Werder-Manager Willi Lemke zurück, der vor dem Bundesliga-Schlager Werder Bremen – Bayern München am Dienstag (20.00 Uhr) das Treffen noch anheizte. Er fügte aber auch hinzu: „Schade, daß Otto Rehhagel beim FC Bayern nicht mehr dabei ist. Von der Dramaturgie her wäre der Vergleich noch interessanter geworden.“
Unterdessen wachsen die Gerüchte über eine Verstärkung des trefferbehinderten Bremer Sturms. Werder verhandelt mit Casino Salzburg über einen Wechsel des Österreichischen Stürmer-Stars Heimo Pfeifenberger an die Weser. Pfeifenberger (29), 29facher österreichischer Nationalspieler, hatte vor einigen Jahren noch gemeinsam mit Andreas Herzog bei Rapid Wien gespielt. „Es finden Gespräche statt“, bestätigte gestern eine Sprecherin des Salzburger Clubs auf Anfrage der taz. „Aber es gibt noch kein Ergebnis.“ Die „Bild“-Zeitung hatte den möglichen Wechsel Pfeifenbergers gleich in Verbindung zu den Gerüchten um eine mögliche Rückkehr Herzogs zum SV Werder gebracht.
Zündstoff liegt ohnehin genug im mit 30.000 Zuschauern gefüllten Weserstadion, das seit sieben Monaten ausverkauft ist. Da verstummen die Gerüchte um ein Tauschgeschäft zwischen Mario Basler und Andreas Herzog nicht, die Bayern stehen mehr unter Druck, denn sie müssen im Fernduell mit Borussia Dortmund an der Weser gewinnen, die Bremer streben mit einem Sieg den achten Tabellenplatz an und wären dann im UI-Cup. „Zehn Millionen Mark für Basler zahlen wir nicht“, ließ Bayern-Präsident und Rehhagel-Nachfolger Franz Beckenbauer schon durchblicken. „Für uns sind diese Dinge nur Spekulationen“, wehrte Lemke ab, obwohl er am Sonntag „irgendwo“ Verhandlungen geführt haben soll.
Werder-Trainer „Dixie“ Dörner sieht dem Vergleich realistisch entgegen: „Wenn wir unsere Tormöglichkeiten weiter so kläglich vergeben, dann haben wir gegen die Bayern keine Chance.“ Er muß Stürmer Bruno Labbadia (Achillesenssehnenverletzung) ersetzen und hofft auf einen Kurz-Einsatz von Rodolfo Cardoso, der nach einer Knie-Operation wieder zur Verfügung steht. „Wir haben Probleme im Offensiv-Verhalten“, gab Dörner zu, der früher als „Beckenbauer des Ostens“ bezeichnet wurde. Jetzt tritt er dem „Kaiser“ erstmals als Trainer-Kollege entgegen: „Irgendwie schon etwas Besonderes.“
Die Prominenz gibt sich bei diesem Prestigekampf ein Stelldichein. Bundestrainer Berti Vogts hat sich ebenso angesagt wie Boris Becker. Der Tennis-Star will Franz Beckenbauer kräftig die Daumen drücken, denn Bayern-Fan Becker hat sich beim Meistertip auf den zwölffachen deutschen Titelträger festgelegt.
Hans-Joachim Zwingmann, dpa/taz
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