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Rache an Farrakhan

■ Plante die Tochter von MalcolmX den Mord am Black-Muslim-Führer?

Minneapolis (AP) – Plante die Tochter des vor dreißig Jahren ermordeten US-amerikanischen Schwarzenführers MalcolmX einen Mordanschlag gegen den Anführer der radikalen Black Muslims in den USA, Louis Farrakhan? Zumindest wurde die 34 Jahre alte Qubilah Shabazz am Donnerstag vor einem Gericht in Minneapolis formell des Versuchs beschuldigt, einen Killer anzuheuern, der Farrakhan als vermeintlichen Drahtzieher des Mordes an ihrem Vater umbringen sollte. Die Angeklagte, der bis zu 90 Jahre Gefängnis drohen, wurde gegen Zahlung von 10.000 Dollar Kaution auf freien Fuß gesetzt.

In Kreisen der Ermittlungsbehörden hieß es, das Komplott sei noch im Stadium der ersten Planungen aufgedeckt worden. Für das mutmaßliche Opfer Farrakhan habe nie eine unmittelbare Gefahr bestanden. Immerhin habe Qubilah Shabazz, gegen die das Bundeskriminalamt FBI monatelang ermittelt habe, dem Mitverschworenen aber bereits einen Teil des Kopfgeldes für die geplante Bluttat ausgehändigt. Der Anwalt von Frau Shabazz, Scott Tilsen, sagte, seine Mandantin sei von dem angeblichen Killer angezeigt worden. Dieser Freund aus ihren Kindertagen habe sie in das Komplott hineingezogen, „ihre Freundschaft mit ihm und ihr Vertrauen zu ihm wurden mißbraucht“.

Louis Farrakhan, Anführer der Nation of Islam (Black Muslims) – einer rund 30.000 Mitglieder zählenden radikalen Organisation –, wird von der Familie von MalcolmX seit langem verdächtigt, in den Mord vor fast 30 Jahren verwickelt gewesen zu sein. Der Beschuldigte bezeichnet diesen Vorwurf als Teil einer Kampagne. MalcolmX, einst herausragende Figur der Black Muslims, wurde am 21. Februar 1965 während einer Rede im New Yorker Stadtteil Harlem erschossen, zu den Augenzeugen gehörte auch seine damals vierjährige Tochter. Zwei Mitglieder der Nation of Islam und ein dritter Mann wurden zu Gefängnisstrafen zwischen 20 Jahren und Lebenslang verurteilt, zwei wurden inzwischen begnadigt.

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