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Archiv-Artikel

RÜCKSTÄNDE IN LEBENSMITTELN: PESTIZID-VERBOTE REICHEN NICHT Agrarlobby glaubt ans illegale Ackergift

Obst und Gemüse abzuwaschen – das hilft nicht. Ackergifte lassen sich nicht wegspülen. Sonst könnte man die illegalen Machenschaften der Bauern ignorieren, die ungehemmt zur illegalen Giftspritze greifen. Tomaten und Gurken sehen so zwar knackig aus, können aber krank machen. Denn die staatlichen Verbote versagen, wie Greenpeace jetzt nachgewiesen hat.

Ein paar mehr Kontrollen durch die Behörden – natürlich, das könnte die Trickser etwas abschrecken. Ausreichen wird es aber nicht. Denn offenbar glauben Landwirte starrsinnig an ihre Illusion „Unsere Produkte sind sicher“, als hätte es Rinderwahnsinn und Gammelfleisch nie gegeben. So meint ein Großteil der Agrarier, es schlicht besser zu wissen, und hört nicht auf Warnungen der Mediziner. Wie sonst könnten sich in Beeren Gifte finden, die längst aus dem Verkehr gezogen sind, weil sie Krebs auslösen oder Spermien abtöten.

Die Agrarlobby verweigert die Einsicht. Dabei geht es nicht einmal darum, alle Spritzmittel zu verbieten. Dafür fressen sich lästige Insekten tatsächlich zu gerne durch die Monokulturen im Land. Aber Bauern-Präsident Gerd Sonnleitner dichtet schon Beratung zur großen Spionagenummer um. Monatelang zeterte er gegen ein Pestizid-Minderungsprogramm des Umweltbundesamtes. Dabei wollten die Wissenschaftler den Bauern lediglich Tipps geben, wie sie auf ihren Feldern am besten mit der gefährlichen Chemie hantieren.

Schade, Bundesagrarminister Horst Seehofer wird sicher nicht gegen diese Agrarlobby zu Felde ziehen. Er müsste kriminellen Händlern Subventionen streichen, ihre Namen nennen, die Produktionserlaubnis entziehen. Doch der CSU-Politiker posiert immer nur als harter Anwalt der Bürger – tatsächlich lässt er die Betrüger davonkommen.

Es wirkt absurd, dass nun ausgerechnet Discounter wie Aldi und Lidl gegen das Giftgemüse vorgehen. Da sie sich um ihren Absatz sorgen, wollen sie ihre Lieferanten zur Pestizidminderung zwingen. Doch dieser Druck ist gut. Die Bauern verstehen erst, wenn sie ihr Zeug nicht loswerden, was genießbare Lebensmittel sind. HANNA GERSMANN