: RFFU kämpft mit olympischem Geist
In der Tarifauseinandersetzung beim Norddeutschen Rundfunk fightet die Gewerkschaft mit größtem Einsatz: der Berichterstattung aus Seoul / Sendebetrieb wurde zweimal gestört / Morgen neues Tarifangebot ■ Aus Hamburg Axel Kintzinger
Die Fronten im Tarifstreit zwischen dem Norddeutschen Rundfunk (NDR) und der Gewerkschaft Rundfunk-Fernseh-Film -Union (RFFU) haben sich weiter verhärtet. Eine Störung der Übertragungen aus Südkorea, so der Chef des norddeutschen RFFU-Verbandes, Volker Bräutigam, könne nicht ausgeschlossen werden. Während der NDR an einem neuen Tarifangebot arbeitet, das morgen vorgelegt werden soll, wurde der Sendebetrieb seit Dienstag abend zweimal gestört. So mußte die Regionalsendung „Hamburger Journal“ ausfallen, nachdem Techniker fünf Minuten vor Sendebeginn in den Streik traten. Der NDR war gewarnt und schob eine vorbereitete Kassette ein. Gestern früh legten Beschäftigte des Landesfunkhauses Kiel kurzzeitig die Arbeit nieder. Das Ergebnis: Die Sieben -Uhr-Nachrichten verspäteten sich und die folgende Morgensendung mußte von Funkhauschef Gerd Schneider moderiert werden.
Die Tarifgegener streiten um die Zahl der zusätzlichen Stellen, die durch die zu vereinbarende Arbeitszeitverkürzung auf 38,5 Wochenstunden neu geschaffen werden müßten (NDR-Angebot: Null neue Stellen, wegen der Finanzlage), und um die Laufzeit der neuen Tarifverträge. Wie berichtet, fordert die RFFU 3,2 Prozent in den nächsten beiden Jahren, während der NDR ein Tarifmodell für die kommenden drei Jahre (erst 2,4, 1989 1,4 und 1990 1,7 Prozent) anbietet - vergleichbar mit der Vereinbarung im Öffentlichen Dienst.
Für zusätzlichen Ärger sorgt in Hamburg jetzt, daß Teilnehmern von Warnstreiks arbeitsrechtliche Konsequenzen bis zur Kündigung angedroht wurden. Das berichtete Bräutigam gestern der taz.
Mittlerweile haben sich auch die bei der RFFU organisierten Mitarbeiter des ZDF zu Wort gemeldet und sich vorbehaltlos mit ihren norddeutschen Kollegen solidarisiert. Die Warnstreiks ihrer NDR-Kollegen bezeichneten sie in einem Flugblatt als „angemessene und verantwortungsbewußte“ Reaktion auf die „starre Haltung“ des NDR.
Auch in Mainz laufen beim Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) derzeit noch Tarifverhandlungen, zwei Runden sind schon ergebnislos verstrichen. Noch in diesem Monat wollen sich die ZDF-Tarifgegner viermal treffen. Wie Anneliese Weigand, Vorstandsmitglied der RFFU in Mainz gegenüber der taz mitteilte, erwartet man dort jedoch bereits für die nächste Verhandlung am 19.August ein akzeptables Angebot - ansonsten werde man sich auch beim ZDF „geeignete Schritte“ überlegen, um die Forderungen zu unterstreichen. Arbeitgeber ZDF unterbreitet der RFFU derzeit das gleiche Angebot wie der NDR.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen